Zwei Soldaten und Viktorien-Girlanden-Fries aus Piranesis Radierung der Marc-Aurel-Säule

Die Rückseite des Blattes vereint zwei motivische Details einer Radierung Piranesis. Die Darstellungen der Soldaten und des Viktorien-Girlanden-Frieses sind der Graphik der Marc-Aurel-Säule wiederzufinden – einer zu Ehren des römischen Kaisers in Rom errichteten Säule, die noch heute zu den markanten Wahrzeichen der Stadt gehört.

Werkdaten

Künstler

Unidentifizierter Zeichner der Piranesi-Werkstatt, Gruppe 8
Ort und Datierung

Rom, vor 1776
Abmessungen (Blatt)

347 x 620 mm
Inventarnummer

IX 5159-36-30-1v

Das Werk im Detail

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Merkmale des Papiers
Wasserzeichen
PvL (Pieter van der Ley)

Belege
William A. Churchill: Watermarks in Paper in Holland, England, France, etc., in the 17th and 18th Centuries and their Interconnections, Rijswijk 1965, Taf. CCXCVIII, Nr. 403 (Typ, in: French Edition of Dapper’s Africa, Amsterdam 1686); Edward Heawood: Watermarks Mainly of the 17th and 18th Centuries, Hilversum 1950, Taf. 240, Nr. 1781A (Typ, in: Jan J. Struys: Reysen, Amsterdam 1686), Taf. 241, Nr. 1782 (Typ; in: Olfert Dapper: Africa, Amsterdam 1676); Henk Voorn: De papiermolens in de provincie Noord-Holland, Haarlem 1960 (Zaan; PvL Monogramm seit 1675; S. 541).

Sammlungen
Karlsruher Alben:
Typ: IX 5159-35-47-1; IX 5159-35-35-1; IX 5159-35-38-1.

Washington, Folger Shakespeare Library:
Blathwayt papers (Typ, 1727); L.c. 3069 (Typ, in: Newdigate newsletters, London, June 1704); L.c. 2792 (Typ, Gegenmarke, in: Newdigate newsletters, London, November 1706; Gegenmarke Wappen von Zaandijk).

Washington, Library of Congress:
ID G9110 1756 .M8 (Typ, in: Muñoz, Gabriel, Blanco, Jph. Real Escuela de Navegación (Cádiz, Spain). Descripción o carta de golfo que contiene la costa de España, Verueria y Guinea hasta las yslas de Barlovto. con sus derrotas de y da y Buelta adistintos parages, 1756).

Zürich, Zentralbibliothek:
Typ: FA Escher vG.188.6, fol. 26; FA Escher vG.188.6, fol. 76; fol. 92; fol. 93.
Herstellungsmerkmale
Gebläut (blaue Fasern); mittlere Stärke; typische Merkmale der als holländisch identifizierten Papiere: Metalleinschlüsse (UVF, Abb.); ebenmäßige, fein strukturierte, leicht aufgeraute Oberfläche (aufstehende, kurze Fasern) mit schwach ausgeprägter Filzmarkierung und gleichmäßiger, deutlicher Siebmarkierung; matte Oberfläche; vermutlich gelatinegeleimt (UVF, Abb.).
Ausführliche Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.
Maria Krämer

Merkmale der Zeichenmedien

Zeichnerischer Prozess
Die obere Zeichnung mit zwei stehenden Soldaten ist in einen frei gezeichneten Rahmen – dem offenen Eingang zum Säuleninneren – eingefügt. Der linke Soldat wurde mit mehreren überarbeitenden Schritten realisiert, was insbesondere am vorgestreckten Fuß (Detail 2) erkennbar ist. Der rechte Soldat wurde frei skizziert und nicht weiter ausgeführt. Er erscheint nicht in der Radierung.
Der Rahmen um die Viktorien wurde mit dem Lineal gezogen, ist aber nur annähernd rechtwinklig. Blindlinien lassen erkennen, dass die Abstände von der unteren Linie bis zur Unterseite der Blattgirlanden mit einem Zirkel bestimmt wurden (Detail 3). Die mittlere Senkrechte wurde mithilfe von Einstichen in einer leichten Neigung positioniert. Möglicherweise wurde sie parallel zu dem – wohl durch Nachlässigkeit – etwas schräg verlaufenden Außenrahmen angelegt. Eine Funktion als Spiegelachse kann ausgeschlossen werden. In der Zeichnung der Viktorien sind einige zarte Linien sichtbar, die neben der finalisierten Zeichnung stehen und als erste Konzeptskizze gedeutet werden könnten, so am rechten ausgebreiteten Flügel sowie dem Arm der rechten Viktorie, der die Girlande hält. Hilfslinien zur Unterteilung der Flügelfedern und Blattgirlanden wurden wiederholt mit dünnen, gebogenen Linien angelegt, die anschließend schnell und summarisch mit ornamentalen Elementen gefüllt wurden. Während die Tänien und faltenreichen Gewänder der Frauen sicher und mit wenig Korrekturen dynamisch gezeichnet sind, weisen andere Bereiche der Konturen wie die Arme Unsicherheiten durch mehrfach versetzte Linien auf.
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Maria Krämer

Merkmale historischer Nutzung

Prozesse historischer Nutzung
Die Zeichnung ist größengleich mit dem gedruckten Motiv. Im Vergleich zur Radierung scheinen einige Elemente der Zeichnung jedoch noch undefiniert, so etwa die freie Ausführung der Flatterbänder oder die zentralen Rosetten der Blattgirlanden. Diese müssen in einem weiteren Schritt hinzugefügt worden sein. An mehreren Stellen hat sich eine Rötelpause von der kannelierten Säule des vorderseitigen Kandelabers abgedruckt. Diese Kanneluren erscheinen mehrere Male unvollständig und versetzt (siehe dazu auch IX 5159-35-40-1v und Essay Paustechnik). Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um den mehrfachen Abdruck einer von der Vorderseite abgepausten Kopie auf geöltem Papier, die sich jedoch nicht erhalten hat. Vermutlich ist diese im Laufe einer gemeinsamen Aufbewahrung von Pause und Zeichnung einige Male verrutscht und hat sich so wiederholt abgezeichnet. Einstichlöcher von Stecknadeln finden sich im Bereich der unteren Zeichnung (Detail 5). Möglicherweise wurde hier ein Papier zum Zweck einer Pause auf der Vorder- oder Rückseite befestigt. Der Fleck eines braunen Firnisses könnte ebenfalls im Zusammenhang mit dem Druckprozess stehen (siehe Essay Vorbereitung der Druckplatte). Er ähnelt deutlich einem weichen Firnis, wie er als Ätzgrund auf den Kupferplatten verwendet wurde. Mehrere weißlich fluoreszierende Klebepunkte (UVF, Abb.) hingegen stammen aus der Zeit, als das Blatt in Friedrich Weinbrenners Architekturschule als Pausvorlage für die Schüler diente. Zusammen mit den Klebepunkten haben sich auch Transparentpapierfragmente erhalten (Detail 7).
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Maria Krämer
Montierungshistorie
Verso (diese Seite) haben sich Papierreste an Klebepunkten in den Ecken des Blattes erhalten, die eine frühere Montierung belegen, der hierfür verwendete Klebstoff fluoresziert heute gelblich (UVF, Abb.). Die schräg abgeschnittenen Ecken entstanden womöglich im Zuge der Entnahme von dieser Montierung.
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Maria Krämer

Schlagwörter

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Kommentare

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Detail 1: Auflicht Schwarze Kreide, oben Abdruck einer Rötelpause, von Vorderseite abgepaust	Detail 2: Auflicht Überarbeitung: Korrektur der Beinstellung; deutlich gebundenes Erscheinungsbild der schwarzen Kreide o.r.
Detail 3: Auflicht Gezirkelte Blindlinie, die senkrechte Mittelachse kreuzend	Detail 4: Auflicht Abdruck einer Rötelpause (Motiv der Vorderseite)

Zwei Soldaten und Viktorien-Girlanden-Fries aus Piranesis Radierung der Marc-Aurel-Säule

Werkdaten

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Versionshistorie

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Detail 5: Auflicht Von der Fixierung einer Stecknadel ausgeweiteter Einstich (u.M.) an der Viktorie rechts	Detail 6: Auflicht Ablagerung einer harzigen Flüssigkeit, möglicherweise Ätzgrund
Detail 7: Auflicht Fragment eines Transparentpapiers (Weinbrennerschule)