Rankenfries mit geflügeltem Tierwesen

Dies ist Rückseite der großen Zeichnung eines berühmten Kandelabers. Sie erscheint auf den ersten Blick recht unauffällig, nur etwas schmutzig und abgegriffen. Lediglich unten rechts ist eine kleine Rötelzeichnung zu sehen. Sie zeigt einen antiken Fries mit einem Vogel, der aus einem Brunnen trinkt. Aber mit detektivischem Spürsinn findet man einige interessante Spuren der historischen Nutzung dieses Blattes, verborgen in den großen Ölflecken. Hier kann man einige winzige Stücke von anderen Zeichnungen entdecken, die sich zufällig übertragen haben.

Werkdaten

Künstler

Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) (?) und/oder Zeichner der Werkstatt, Gruppe 2
Ort und Datierung

Rom, vor 1776 (?)
Abmessungen (Blatt)

562 x 780 mm
Inventarnummer

IX 5159-35-46-1v

Das Werk im Detail

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Merkmale des Papiers

Merkmale der Zeichenmedien

Zeichnerischer Prozess
Das in Rötel gezeichnete Teilstück eines Frieses wurde frei, also ohne erkennbares Vorzeichnen, angelegt. Der rechte Teil mit dem Kopf des Greifen ist schwächer ausgeführt, etwas verwischt und außerdem auf dem leicht bräunlich verschmutzten Papier weniger klar erkennbar als der linke Teil mit dem Rankenmotiv. Erklärlich ist das schwächere Erscheinungsbild womöglich auch durch die historische Nutzung, denn mitten durch das Motiv wurde das Blatt gefaltet, weswegen die beiden Seiten des Motivs möglicherweise unterschiedlich stark beansprucht wurden. Allerdings wirkt das Greifenmotiv auch zögerlicher gezeichnet als das Rankenmotiv, das sich schwungvoll aus dem Greifenschwanz entwickelt; ob eine Hand oder zwei Hände an dieser kleinen Zeichnung tätig waren, muss offenbleiben.
Ausführliche Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.

Maria Krämer und Irene Brückle
Merkmale historischer Nutzung
Siehe recto (IX 5159-35-46-1); außerdem: Kontaktübertragungen von geölten Papieren auch mit Spuren einiger gepauster Formen, die aber nicht zu diesem Blatt zu gehören scheinen (Abb. 1), jedoch stellenweise erkennbare Motivelemente beinhalten (Abb. 1 und 2); weitere Ölflecke unterschiedlicher Ausprägung (UVR); zwei in Qualität und Form vergleichbare, U- bzw. L-förmige Flüssigkeitsränder, die auch auf anderen Blättern (etwa IX 5159-35-35-1) auftreten (eine davon in Abb. 3); zahlreiche Griffspuren; braunschwarze, streifige Spuren entlang der Randbereiche, vereinzelt auch im Zentrum; Notizen in Graphit (Abb. 4).
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Maria Krämer und Irene Brückle
Prozesse historischer Nutzung
Die Zeichnung wurde zusammen mit mehreren Ölpausen gelagert, die dabei vielleicht auch verschoben wurden. Da bei der Zeichnung recto lokal eine Ölpause dokumentiert ist, die sich auch verso in der Blattmitte abzeichnet (siehe IX 5159-35-46-1), ist die Nutzung verschiedener Ölpausen in Zusammenhang mit der Zeichnung naheliegend, ohne dass dies belegbar wäre. Bemerkenswert ist der flächige Abdruck von einer Ölpause o.r. im Blatt, bedingt durch Lagerung in einem Stapel und damit flächigem Kontakt mit der Zeichnung (Abb. 1). Auf dem Kontaktabdruck bilden sich einige Liniencluster ab, die durch die Nutzung des Papiers für das Abpausen von anderen, allerdings nicht zuweisbaren Zeichnungen entstanden sind, da keine der Pauslinien den Motiven der Vorderseite dieses Blattes zuzuordnen sind (anders als bei IX 5159-35-40-1 und IX 5159 35-30-1). Die sich abzeichnenden Formfragmente sind ölgetränkt, was darauf hindeutet, dass sie erhaben lagen und die Rückseite einer Pause abbilden, die sich durch den vorderseitig auf dem Papier wirksamen Druck des Stifts hochwölbte und so Kontaktstellen zu dem vorliegenden Blatt ausprägen konnten. Stellenweise sind die Linien schwarz pigmentiert. Erkennbare Motivfragmente in Abb. 1 sind in etwa den Blattkanten und Knicken des Ölpapiers entsprechend ausgerichtet. Die Vielzahl kleiner Motivelemente mag darauf hinweisen, dass Ölpapiere auch mehrfach zum Pausen verschiedener, möglicherweise kleinerer Formelemente genutzt wurden.
Rechts vom Fries und darunter sind an zwei Stellen deutlich erkennbar streifige Ölspuren, die wohl durch Reiben über ein aufgelegtes Ölpapier entstanden sind (Abb. 3). Die horizontalen Querstriche des Reibevorgangs sind entlang der Ränder dieser beiden Felder gut erkennbar, ohne dass sich ein Motiv abbildet. Vermutlich war dieses Blatt eher zufällig in einen es nicht unmittelbar betreffenden Arbeitsvorgang einbezogen. Bei anderen Zeichnungen (IX 5159-35-32-4v, IX 5159 35-22-3) erschließen sich derart ölige Reibespuren aus dem Kontext einer motivisch nachvollziehbaren Übertragung.
Am unteren Blattrand ist eine Rechnung in Graphit flüchtig notiert (Abb. 4). Am Blattrand o.M. ist eine Reihe kurzer senkrechter Striche in Graphit möglichweise als Maßstabsnotiz zu werten.
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Maria Krämer und Irene Brückle

Schlagwörter

GND-Begriffe

Piranesi, Giovanni Battista

Permalink | piranesi.kunsthalle-karlsruhe.de/de/werk/167/sketch-of-frieze-with-vines-and-winged-animals
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Detail 1a: Auflicht Rötel (Zierbrunnen)	Detail 1b: Streiflicht Rötel (Zierbrunnen)
Detail 2: Auflicht Rötel (Greifenschwanz), lokal gedunkelt
Detail 3a: Auflicht Rötel (Vorderbein des Greifen), Tropfen einer gelblichen Substanz	Detail 3b: Streiflicht Rötel (Vorderbein des Greifen), Tropfen einer gelblichen Substanz

Rankenfries mit geflügeltem Tierwesen

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