Eine kraftvolle Demonstration von Macht! Mit muskulösen Armen hält der bärtige, aus eine Ranke heraus wachsende Mann zu beiden Seiten riesige gehörnte und geflügelte Löwen, die ihm in einer Geste der Unterwerfung ihre Pranken darbieten. Das gezeichnete Relief stammt aus der Domus Flavia, einem unter Kaiser Domitian im Jahr 92 fertiggestellten Palastbau auf dem Palatin in Rom.
Fries mit einem Mann zwischen zwei gehörnten und geflügelten Löwen aus der Domus Flavia auf dem Palatin
Werkdaten
Künstler
Nicolas François Daniel Lhuillier (um 1736–1793), Gruppe 4
Ort und Datierung
Rom, Vermutlich zwischen 1755 und 1768
Abmessungen (Blatt)
187 x 577 mm
Inventarnummer
IX 5159-35-3-1
- Zeichenmedien
Schwarze Kreide, weitere Informationen siehe: Merkmale der Zeichenmedien
- Beschriftungen
Keine
- Literatur
Georg Kabierske: Der sculpteur d’ornement Nicolas Lhuillier (um 1736–1793) und der goût à l’antique in Paris, Universität Heidelberg 2018, Bachelorarbeit (unpubliziert), hier S. 12, Abb. 13; Georg Kabierske: Römische Lehrjahre. Zum Zeichnen und Sammeln von Bauornamentik in Rom in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, 2 Bde., Universität München 2020, Masterarbeit (unpubliziert), hier S. 8, Abb. 1 und S. 27f., Abb. 42; Stefan Morét: Due Album di disegni di Giovanni Battista Piranesi e della sua bottega dal lascito dell’architetto Friedrich Weinbrenner (1766–1826): un’introduzione, in: Vita Segreto (Hg.): Libri e Album di Disegni 1550–1800. Nuove prospettive metodologiche e di esegesi storico-critica, Rom 2018, S. 203–212, hier S. 205, 209–210.
- Hadernpapier
Vergé; italienische Herstellung; Zeichnung vermutlich auf der Filzseite, weitere Informationen siehe: Merkmale des Papiers
- Rückseite
Keine erkennbaren Hinweise auf eine rückseitige Bezeichnung oder Beschriftung
Das Werk im Detail
- Bildgegenstand und ikonographische Bedeutung
In den Karlsruher Alben gibt es zwei Zeichnungen, die dasselbe Motiv mit zwei symmetrisch angeordneten gehörnten und geflügelten Löwen zeigen (IX 5159-35-3-1 und IX 5159-35-15-2). Das antike Vorbild, ein Fries aus der Domus Flavia auf dem Palatin, befand sich im 18. Jahrhundert in den dort gelegenen Farnesischen Gärten. Als ab 1786 die Antiken der Sammlung Farnese nach Neapel verlagert wurden, gelangten auch diese Bruchstücke dorthin.[1] Heute werden sie im Museo Archeologico Nazionale in Neapel (Abb. 1a, 1b) aufbewahrt.
Abb. 1a: Architravstück aus der Domus Flavia auf dem Palatin (Sammlung Farnese), Neapel, Museo archeologico nazionale
Foto: Bénédicte MaronnieAbb. 1b: Architravstück aus der Domus Flavia auf dem Palatin (Sammlung Farnese), Neapel, Museo archeologico nazionale
Foto: Bénédicte MaronnieAbb. 2a: Casa dei Crescenzi, Rom, Friesspolien aus der Domus Flavia auf dem Palatin
Foto: Georg Kabierske, CC0 1.0Abb. 2b: Casa dei Crescenzi, Rom, Friesspolien aus der Domus Flavia auf dem Palatin
Foto: Georg Kabierske, CC0 1.0Weitere Teile des Frieses befinden sich in der Fassade der mittelalterlichen Casa dei Crescenzi, die in der Nähe des Tiberufers nahe dem Forum Boarium liegt (Abb. 2a, 2b). Der auf der Zeichnung unterhalb der figürlichen Darstellung wiedergegebene Blattfries, der bei solchen Ornamenten regelmäßig vorkommt, fehlt jedoch an den heute stark verwitterten Reliefs der Casa dei Crescenzi. Möglicherweise dienten deshalb die damals in den Farnesischen Gärten liegenden Friesfragmente als Vorlage, die sich aufgrund ihres Erhaltungszustands heute auch schlüssiger mit den Zeichnungen in Einklang bringen lassen. Wie so oft bei den Ornamentzeichnungen aus dieser Zeit handelt es sich um eine rekonstruierende und idealisierende Kompilation, für die Elemente aus verschiedenen Abschnitten des Frieses als Grundlage genutzt werden konnten. Die antiken Spolien an der Casa dei Crescenzi wurden vom Zeichner zu dieser Zeit gleichfalls kopiert (siehe IX 5159-35-16-2).
Georg Kabierske und Stefan Morét
Einzelnachweis
1. Federico Rausa: Le collezioni farnesiane di sculture antiche: storia e formazione, in: Carlo Gasparri (Hg.): Le sculture farnese. Storia e documenti, Neapel 2007, S. 57f.
- Beschreibung und Komposition
In der Mitte sitzt beziehungsweise kniet frontal ein bärtiger, muskulöser Mann mit ausgebreiteten Armen, dessen Unterleib in Fortsetzung seiner antikisierenden Gewandung röckchenartig durch Akanthusblättern ausgebildet ist, ähnlich einem auf dem Kopf stehenden Akanthuskapitell. Ihm wenden sich links und rechts jeweils ein gehörnter und geflügelter Löwe zu, die er mit seinen kräftigen Armen am Kopf auf Abstand hält. Mit geöffneten Mäulern drücken sie ihm je eine Vordertatze gegen den Leib, während sie sich mit der anderen Tatze auf dem Boden abstützen. An den Außenseiten wird die Komposition durch Dreifüße gerahmt, auf denen ein Feuer brennt. Dekorative Quasten hängen an den Feuerschalen herab, während die Basen mit Adlerreliefs geschmückt sind. Die Sockelzone unterhalb der figürlichen Darstellung ist mit einem Blattfries versehen, der, wie so oft bei solchen Ornamentzeichnungen, nur exemplarisch angedeutet wurde.
Abb. 3: Nicolas François Daniel Lhuillier, Fries mit einem Mann zwischen zwei gehörnten und geflügelten Löwen aus der Domus Flavia auf dem Palatin, schwarze Kreide, 187 x 577 mm, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv. IX 5159-35-3-1
CC0 1.0Während das hier gezeigte Blatt in schwarzer Kreide (Abb. 3) die gesamte Komposition als Reinzeichnung idealisiert und vollständig wiedergibt, befindet sich die Rötelzeichnung (IX 5159-35-15-2) noch in einem Entwurfsstadium.
Abb. 4: Nicolas François Daniel Lhuillier, Fries mit einem Mann zwischen zwei gehörnten und geflügelten Löwen aus der Domus Flavia auf dem Palatin, Rötel, 254 x 545 mm, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv. IX 5159-35-15-2
CC0 1.0Es ist insgesamt skizzenhafter angelegt. Darüber hinaus fehlen der linke Dreifuß sowie der unten abschließende Blattfries. Zudem wurde der Kopf des rechten Löwen am oberen Rand der figürlichen Darstellung wiederholt, vermutlich um sich dessen Aussehen im Detail zu vergegenwärtigen. Im antiken Stück aus der Sammlung Farnese ist der Kopf abgewittert, weshalb der Zeichner ihn möglicherweise erstmals am Blattrand selber vervollständigend skizzierte, um ihn dann innerhalb des Frieses in den korrekten Proportionen einzusetzen.
Georg Kabierske
- Ableitung, Rezeption und Dissemination
Ein überarbeiteter Abklatsch der Karlsruher Rötelzeichnung (IX 5159-35-15-2) befindet sich heute im Sir John Soane’s Museum in London (Adam vol. 26/128). Dabei wurde der fehlende Dreifuß ergänzt, wobei er im Sockelbereich statt des Adlerdekors einen Rankenschmuck erhalten hat. Das Blatt wurde zusammen mit anderen Ornamentzeichnungen durch den schottischen Architekten James Adam vor dessen Abreise aus Rom 1763 für das gemeinsam mit seinem Bruder Robert in London betriebene Architekturbüro erworben.[1] In der Adam-Sammlung finden sich zahlreiche Kreidezeichnungen und Abklatsche, die mit dem französischen Zeichner und späteren Ornamentbildhauer Nicolas François Daniel Lhuillier (um 1736–1793) in Zusammenhang stehen.[2]
Lhuillier, der um 1755–1768 in Rom aktiv war, hatte sich als Schüler von Charles-Louis Clérisseau (1721–1820) auf das Zeichnen von Bauornamentik spezialisiert. Dabei arbeitete er im Kontext von Johann Joachim Winkelmann (1717–1768) und für Giovanni Battista Piranesi. Seine großformatigen Blätter geben antike Motive auf standardisierte Weise und überwiegend idealisiert wieder. Lhuillier verkaufte seine Zeichnungen oder eigenhändige Kopien in Rom an reisende Künstler und Architekten, unterrichtete diese aber auch in der Zeichenkunst und ließ dabei seine Vorlagen kopieren. Durch diese akademische Zeichenpraxis fällt es heute zum Teil schwer, zwischen eigenhändigen Blättern Lhuilliers und den Kopien seiner Schüler zu unterscheiden, die seinen Zeichenstil imitierten (siehe dazu weiterführend Essay „Stilistische Gruppen“, Gruppe 4).
Bénédicte Maronnie wies erstmals auf ein Zeichenkonvolut im Stil Lhuilliers in der Kunstbibliothek Berlin hin, das aus dem Nachlass von Vincenzo Pacetti (1746–1820) stammt.[3] Vormals gehörten die Blätter offenbar dem auch für Piranesi arbeitenden Bildhauer Bartolomeo Cavaceppi (um 1716–1799), der sie möglicherweise als Vorlage für den dritten Band seines Stichwerks Raccolta benutzte.[4] Unter diesen zehn in schwarzer Kreide perfektioniert gezeichneten Blättern, allesamt Motive aus dem Repertoire Lhuilliers, gibt eines den in Karlsruhe vorliegenden Fries mit dem Mann zwischen zwei gehörnten und geflügelten Löwen aus der Domus Flavia auf dem Palatin wieder (Abb. 5).
Abb. 5: Nicolas François Daniel Lhuillier oder Kopie nach Lhuillier, Fries mit einem Mann zwischen zwei gehörnten und geflügelten Löwen aus der Domus Flavia auf dem Palatin, schwarze Kreide, Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Inv. Hdz. 614
Fotonachweis: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Fotograf: Dietmar KatzIm Unterschied zur schwarzen Kreidezeichnung in Karlsruhe (Abb. 3) ist es zwar in manchen Details weiter vollendet, hat aber durch einen offenbar routinierteren Zeichenvorgang lebendige Plastizität eingebüßt und zeigt vereinzelt auch Unterschiede. So ist der Blattfries am unteren Rand vollständig ausgeführt und der rechte Dreifuß weist an der Flammenschale einen Blütendekor auf. Ähnlich wie bei dem überarbeiteten Abklatsch im Adam-Nachlass ist am rechten Sockel ein Rankendekor angedeutet, gleichfalls sind Gesicht und Kleidung des bärtigen Mannes weniger detailreich dargestellt.
Vergleich man außerdem die Schwänze der geflügelten Löwen mit den Karlsruher Blättern, so könnte das Motiv in Berlin spiegelverkehrt, möglicherweise nach einem überarbeiteten Abklatsch von IX 5159-35-15-2 (siehe Abb. 4) ausgeführt worden sein. Dieses Vorgehen belegt Lhuilliers oben angesprochenen Umgang mit seinen Zeichnungen: Vermutlich vervielfältigte er sie selbst durch Abklatsche oder händische Kopien und ließ sie durch seine Schüler auf diese Weise kopieren (siehe dazu auch siehe dazu auch den Essay „Rosetten-Zeichnungen“.
Lhuillier publizierte das Motiv aber auch in seinem ab 1778 in Paris erschienenen Recueil d’ornements, wo es in identischer Größe mit den Karlsruher Zeichnungen als Radierung in Kreidemanier erscheint (Abb. 6).
Abb. 6: Elisabeth Brinclaire nach Nicolas François Daniel Lhuillier, Antike Fragmente aus den Kaiservillen auf dem Palatin, Radierung in Kreidemanier, in: Recueil d’ornements, 1778, Taf. 15, Paris, INHA, collections Jacques Doucet, Inv. NUM PL EST 105
CC0 1.0Als Lhuillier 1768 von Rom nach Paris ging, nahm er eine Sammlung von 500–600 Zeichnungen mit.[5] Offenbar handelte es sich dabei um Repliken jener Originalblätter, die er in Rom für verschiedene Auftraggeber gezeichnet hatte und die sich nach seiner Abreise in der Sammlung der Piranesi-Werkstatt (jetzt in Karlsruhe) oder in den Nachlässen der reisenden Künstler und Architekten (siehe zum Beispiel London, Sir John Soane’s Museum, Adam vol. 26) erhalten haben.
Ein weiteres Blatt, diesmal jedoch in Feder und bräunlicher Lavierung ausgeführt, wurde 2009 im Stockholmer Kunsthandel angeboten.[6] Dort einem italienischen oder französischen Kollegen des Dekorateurs Louis Masreliez (1748–1810) zugeschrieben, gibt es das Friesstück in identischem Ausschnitt auf rationalisierte Weise wieder. Ähnlich wie in der Karlsruher Rötelzeichnung ist nur einer der beiden Dreifüße wiedergegeben, in diesem Fall jedoch der linke. Aufgrund der ungeklärten Provenienz des Blattes kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob es auch in Rom gezeichnet wurde. Gegen eine Kopie nach dem Recueil d’ornements spricht jedenfalls, dass an der linken Schmalseite die perspektivische Krümmung des Reliefgrunds angedeutet ist, ein Element, das in der flächig projizierten Radierung nicht vorhanden ist. Stilistisch erinnert diese Zeichnung auch an zwei weitere Zeichnungskonvolute, das eine im Cooper-Hewitt Smithsonian Design Museum in New York,[7] das andere ehemals Teil des sogenannten sculpture Albums[8] von Sir William Stirling-Maxwell, die beide in ihren Motiven mit dem von Lhuillier und seinem Lehrer Clérisseau verbreiteten Repertoire übereinstimmen (siehe dazu weiterführend IX 5159-35-19-1, Abb. 20 und 21).
Darüber hinaus gehörte das antike Relief aber auch zu den beliebten Motiven, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von verschiedenen Künstlern und Architekten immer wieder gezeichnet wurden. Einen etwas anderen Ausschnitt aus dem Fries zeigt etwa eine Rötelzeichnung in der National Gallery of Ireland in Dublin (Inv. NGI.6021), die aus einem bislang Charles-Joseph Natoire zugeschriebenen Konvolut mit Ornamentzeichnungen nach der Antike stammt.[9] Im Unterschied zu den Zeichnungen im Stil Lhuilliers ist das Motiv hier aber weniger vollendet ausgearbeitet. Eine Replik dieses Blattes befindet sich wiederum im Nachlass des französischen Architekten Pierre-Adrien Pâris in der Bibliothèque municipale in Besançon (Vol. 454, n° 253). Es handelt sich dabei aber nicht um einen Abklatsch, denn die Motive sind seitenrichtig zueinander angelegt. Aufgrund der nahezu identischen Anordnung, der Schattierung und stilistischen Ausführung müssen die beiden Blätter jedoch in Abhängigkeit voneinander entstanden sein. Dies führt einmal mehr die komplexe Vernetzung der zeichnenden Künstler und Architekten sowie die weite Verbreitung ihrer Zeichnungen vor Augen.
Die Karlsruher Zeichnung in schwarzer Kreide (Abb. 3, IX 5159-35-3-1) fand im frühen 19. Jahrhundert Nachwirkung, als sie, wie auch viele andere Motive aus den beiden Klebealben, im Unterricht an der Karlsruher Bauschule von Friedrich Weinbrenner von dessen Schüler Heinrich Geier (1802–1857) auf Transparentpapier abgepaust wurde (Abb. 7).
Abb. 7: Heinrich Geier, Fries mit geflügelten Löwen aus der Domus Flavia, 1817–1819, schwarze Tusche auf Transparentpapier, Karlsruhe, Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai), KIT, Inv. Geier 1, fol. 106
CC0 1.0Georg Kabierske
Einzelnachweis
1. Zum Zusammenhang der Zeichnungen in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und im Sir John Soane’s Museum London siehe auch Georg Kabierske: A Cache of Newly Identified Drawings by Piranesi and His Studio at the Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, in: Master Drawings 53, 2015, S. 147–178, hier S. 159, 161.
2. Siehe Alan Andrew Tait: The Adam Brothers in Rome. Drawings from the Grand Tour, London 2008, S. 126.
3. Siehe Ekhart Berckenhagen (Bearb.): Die Französischen Zeichnungen aus der Kunstbibliothek Berlin. Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz. Kritischer Katalog, Berlin 1970, S. 406f. Die Blätter tragen den Stempel der Sammlung Pacetti (Lugt 2057). Zur Geschichte der Sammlung Pacetti siehe Kurt Cassirer: Die Handzeichnungssammlung Pacetti, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen 43, 1922, S. 63–96.
4. Ausführlichere Analysen zu diesen“ Zeichnungen folgen in der Dissertation von Bénédicte Maronnie mit dem Arbeitstitel „Dessins de Giovanni Battista Piranesi et contemporains. Pratiques graphiques et travail d’atelier dans la Rome des années 1755–1770“.
5. Paris, Archives Nationales de France, MC ET XXII 8, Prospectus. Recueil contenant le Choix des plus beaux ornemens antiues & modernes, dessinés sur les lieux, par M. L’huillier […], S. 3; dieser Prospectus wurde erstmals identifiziert durch Christian Baulez, in: Ders.: La vie et l’œuvre de Pierre Gouthière, in: Pierre Gouthière, ciseleur-doreur du roi, Paris 2016, S. 25–81, hier S. 35, Anm. 47.
6. Fris med fabeldjur, Laverad pennteckning på papper, 21 x 55 cm, Av en italiensk eller fransk kollega till Louis Masreliez, Stockholms auktionsverk, 16.11.2009.
7. New York, Cooper-Hewitt Smithsonian Design Museum, Inv. 1938-88-6698, 1938-88-7305, 1938-88-7306, 1938-88-7307, 1938-88-7308, 1938-88-7309, 1938-88-7310, 1938-88-7311, 1938-88-7312, 1938-88-7333, 1938-88-7334, 1938-88-7335, 1938-88-7336, 1938-88-7337.
8. Robin Halwas: Anonymous Roman Draughtsman. Study of the Borghese Vase; Study of an Antique Vase from the Albani Collection, London o. J. (eingesehen am 14.2.2022), pdf, S. 1, und London, Warburg Institute, Cassiano database records for Stirling-Maxwell ‘Sculpture’ Album. Verso sind die Zeichnungen unleserlich mit „[…] della sala di Rosa[?] di […]“ und „Ornamenti del sreqid [fregio?] della sala di Romisiano nel […]“ beschriftet. Mein herzlicher Dank gilt Christoph Frank, der auf den Eintrag in der Datenbank des Warburg Institutes hingewiesen und mir die Auszüge und Fotos daraus zur Verfügung gestellt hat. Siehe auch Phillips London: Old Master Drawings. To Include an Important Group of Drawings from the Pozzo/Albani Collection, Mittwoch, 12. Dezember 1990, Los 221.
9. Dublin, National Gallery of Ireland, Inv. NGI.3839, NGI.3896, NGI.3897, NGI.3983, NGI.3989, NGI.3990, NGI.6017, NGI.6018, NGI.6021. Für die Zuschreibung an Natoire ließen sich keine Belege finden. Zudem sind die Zeichnungen Teil eines größeren Konvoluts, dass sich laut den auf den Blättern vermerkten Beschriftungen 1832 im Besitz der Royal Dublin Society befand und Verbindungen mit dem durch Charles-Louis Clérisseau, Nicolas François Daniel Lhuillier und den Schülern der Académie de France in Rom verbreiteten Motivrepertoire aufweist. Einen stilistischen und motivischen Bezug zu Lhuillier weisen insbesondere die Ornamentfriese in schwarzer Kreide auf, die im Online-Katalog bislang als „Unknown Artist, Ireland, 19th century“ bezeichnet werden (Inv. NGI.3894, NGI.3972, NGI.3973, NGI.3974). Unter dieser Zuschreibung sind auch lavierte Federzeichnungen verschiedener Vasen aufgeführt, die wahrscheinlich auch von der Hand eines in Rom aktiven, französischen Zeichners stammen (NGI.3902, NGI.3987, NGI.3988, NGI.6008, NGI.6009). Es lassen sich zudem Verbindungen mit weiteren aus Rom in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mitgebrachten Zeichnungssammlungen erkennen: So befinden sich von Inv. NGI.6017 und Inv. NGI.6018 ebenfalls Abklatsche im Nachlass von Pierre-Adrien Parîs, vgl. Besançon, Bibliothèque municipale, Vol. 453, n° 405 und Vol. 453, n° 403. Aber auch die Vasenstudie (Inv. NGI.3897) wiederholt sich in vergleichbarem Zeichenstil in einem Album des Architekten Pierre-Joseph Antoine, allerdings als Abklatsch in schwarzer Kreide, siehe Paris, INHA Bibliothèque Jacques Doucet, MS 307, Recueil de desseins de différens genre.
- Zuschreibungshypothesen
Beide Karlsruher Zeichnungen (IX 5159-35-3-1 und IX 5159-35-15-2) können Nicolas François Daniel Lhuillier zugeschrieben werden. Neben den stilistischen Übereinstimmungen wie etwa den kräftigen Parallelschraffuren des Hintergrunds (siehe auch Essay „Stilistische Gruppen“, Gruppe 4) wird dies auch durch die Verbindung mit den ebenfalls aus dem Kontext Lhuilliers stammenden Blättern in den Nachlässen der Gebrüder Adam und von Vincenzo Pacetti unterstrichen. Wie bereits dargelegt, weisen beide Blätter zudem die gleiche Größe wie die Radierung in Kreidemanier in Lhuilliers Recueil d’ornements auf, ohne jedoch nach dieser kopiert worden zu sein.[1] Inwiefern die beiden Zeichnungen in Karlsruhe untereinander in Abhängigkeit stehen, ist schwer zu sagen. Vielleicht entstand zunächst die skizzenhaftere Rötelzeichnung (IX 5159-35-15-2), als der Zeichner noch mit der Ausarbeitung des Motivs, vielleicht sogar direkt vor dem antiken Original befasst war. Die Wiederholung des Löwenkopfes am Blattrand könnte dafür sprechen. Da das Blatt 1763 als Abklatsch in die Sammlung von James Adam gelangte, muss zumindest diese Karlsruher Zeichnung in der Zeit davor entstanden sein. Die Reinzeichnung in schwarzer Kreide (IX 5159-35-3-1) ließe sich dann danach, allerdings noch vor der Abreise Lhuilliers aus Rom 1768, datieren.
Georg Kabierske
Einzelnachweis
1. Lhuillier muss für seinen Pariser Druck eine weitere Kopie oder Abklatsch seiner römischen Zeichnungen genutzt haben. Bei den Karlsruher Repliken kann es sich auch nicht um Kopien nach seinen Stichen handeln, finden sich hier doch auch Motive, die nicht im Recueil ornements publiziert worden sind.
- Merkmale des Papiers
Wasserzeichen
Lilie im Kreisring (Fragment)
Belege
Andrew Robison: Piranesi: Early Architectural Fantasies. A Catalogue Raisonné of the Etchings, Chicago 1986, S. 221–224, Nr. 33–40 (Varianten, 1760–1780er Jahre); Edward Heawood, Watermarks Mainly of the 17th and 18th Centuries, Hilversum 1950, Taf. 218, Nr. 1598 (Variante, in: A. A. Georgi: Alphabetum Tibetanum, Rom 1762)
Der obere Teil der Lilie im Kreisring ist abgeschnitten, doch lässt sich aufgrund der charakteristischen Drahtführung die Vermutung anstellen, dass es sich hierbei um eine Variante mit dem Beizeichen CB über dem Kreisring handelt, das ab 1760 im Druckwerk nachgewiesen ist (Robison 1986).
Sammlungen
Karlsruher Alben: IX 5159-35-29-2 (nahe Variante, Fragment)
Weitere Verbindungen, siehe Essay: Die Wasserzeichen der Zeichnungen, Lilie im Kreisring
Ausführliche Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.
Maria Krämer und Irene Brückle
- Herstellungsmerkmale
Ungefärbt; mittlere Stärke; zahlreiche Knötchen und holzige Einschlüsse; deutliche Siebstruktur (Durchlicht); prägnante Filzmarkierung; gelatinegeleimt (UVF); manuell geglättet (im Reflexlicht deutlicher Oberflächenglanz und die Einebnung zahlreicher Knötchen)
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Maria Krämer
- Merkmale der Zeichenmedien
Schwarze Kreide: mattschwarzes Erscheinungsbild; (Detail 1–3); in Bereichen zarter Linien weitgehend auf den Erhebungen des Papiers angelagert; unter Vergrößerung rundliche, teils glitzernde Partikel (Detail 2); schwacher bis kräftiger Auftrag (Detail 3); teilweise schmierige Linien.
Detail 1: Auflicht
Schwarze Kreide (Hinterpfote linker Löwe)Detail 2: Auflicht
Schwarze Kreide, Ausschnitt aus Detail 1Detail 3: Auflicht
Schwarze Kreide, unterschiedlich kräftiger Auftrag (Bart)Detail 4: Auflicht
Tuscheklecks (linker Blattrand)Nicht zur Entstehung der Zeichnung gehörende Farbmittel: Klecks einer schwarzen Zeichentusche o.l. (Detail 4).
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Maria Krämer
- Zeichnerischer Prozess
Die Zeichnung in schwarzer Kreide wurde sorgfältig ausgeführt, wobei die parallelen Linien mithilfe eines Lineals konstruiert wurden. Feine Schattierungen erzeugen Volumen. Der plane Hintergrund des Frieses wurde mit einer Flächenschraffur ausgefüllt, auf der zusätzlich um die Figuren herum Schlagschatten in parallelen Schraffuren angegeben wurden. Die Zeichnung hat ähnliche Maße wie IX 5159-35-15-2, eine freiere Skizze desselben Motivs in Rötel. Da beider Konturlinien jedoch von dieser abweichen, handelt es sich bei dem vorliegenden Blatt wahrscheinlich um eine freihändig abgezeichnete Version, der IX 5159-35-15-2 vielleicht als Vorlage diente.
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Maria Krämer
- Merkmale historischer Nutzung
An allen vier Kanten beschnitten; Einstiche von zwei Stecknadeln in der linken Blatthälfte an der oberen und unteren Blattkante; Verdichtung der Papieroberfläche mit leichter Verschmutzung (Detail 3), Abrieb von Rötelpulver; harzartige Ablagerungen (Detail 4); verso Spuren einer früheren Montierung in Form von Klebstoffspuren und Papierresten an den Ecken und in der Mitte der langen Blattkanten; Klebstoffspuren und anhaftendes Transparentpapier recto o.r. von der Verwendung in der Weinbrennerschule (siehe UVF, Abb., zoomen Sie hier in das Blatt).
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Maria Krämer
- Prozesse historischer Nutzung
Die zwei Stecknadeleinstiche und Klebstoffflecken auch auf der Vorderseite des Blattes in der Mitte des Motivs deuten darauf hin, dass das Blatt nach seiner Fertigstellung noch weiter verwendet wurde. Anders als andere vergleichbare Blätter in den Alben weist dieses Blatt jedoch keine flächige Verfärbung des Papiers durch Kontakt mit einem geölten Pauspapier auf, lediglich lokale gelbliche Verfärbungen rund um die Stecknadeleinstiche. Weitere gelblich fluoreszierende Flecke haben andere Ursachen, wie Klebstoffrückstände oder auch die durchgeschlagene Tintenspur einer oxidierten Eisengallustinte auf der Rückseite (siehe Durchlicht, Abb. , zoomen Sie hier in das Blatt). Der Tuscheklecks (Detail 4) kam möglicherweise im Zusammenhang der Verwendung in der Weinbrennerschule auf das Blatt, denn das anhaftende Fragment eines Transparentpapiers am oberen Rand spricht dafür, dass auch dieses Blatt durch Schüler abgepaust wurde.
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Maria Krämer
Schlagwörter
- Nicolas François Daniel Lhuillier
- Fries
- Italienisches Papier
- Schwarze Kreide
- Männliche Figur
- Löwe
- Stilistische Gruppe 04
- Lilie im Kreisring (Beizeichen: CB oberhalb)
- IX 5159-35-3-1
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