Der freien Skizze liegt ein heute dunkel erscheinender Rötel zugrunde, der in vielen Bereichen mit einem helleren Rötel überzeichnet wurde. Dieser Arbeitsmodus ist äquivalent zu einer ganzen Gruppe von Rötelzeichnungen in den Alben (IX 5159-35-4-2; IX 5159-35-10-1; IX 5159-35-13-1; IX 5159-35-16-1; IX 5159-35-21-1; IX 5159-36-21-1), die in dunkler Kreide begonnen und in einem weiteren Ton, einer helleren Rötelkreide, vervollständigt und überarbeitet wurden. Die beiden, farblich nur leicht unterschiedlichen Rötelaufträge überlagern sich teilweise und sind nur im Reflexlicht bei flachem Betrachtungswinkel deutlich voneinander abgehoben zu erkennen. Im rechten Bereich der Zeichnung, beginnend mit der Viktorie, scheint der Großteil im hellen Rötelton ausgeführt worden zu sein, obwohl dort ebenfalls einzelne Linien in dunklem Rötel zugrunde liegen, so dass wahrscheinlich die Grundfigur bereits vor der Überarbeitung angelegt war. Im linken Bereich diente der helle Rötel vor allem dem Einfügen von Details, Korrekturen und als Akzente, zum Beispiel im Schatten unter den rechten oberen Schilden. Im Übrigen zeigen die Hände der Viktorie anhand der dortig intensiven Überarbeitungen ein etwas – vielleicht nur diese anatomisch Darstellung betreffendes – flüchtiges Vorgehen, darin ebenfalls der Zeichnung IX 5159-35-19-1 vergleichbar.
Möglicherweise steht dieses Vorgehen auch in Zusammenhang mit der Produktion von Abklatschen (siehe Prozesse historischer Nutzung). Da der helle Rötel heute insgesamt weniger eingeebnet erscheint, ist anzunehmen, dass dieser später hinzugefügt wurde, nachdem bereits Abklatsche angefertigt wurden (siehe auch den Essay „Mit Öl und Wasser kopiert" ). Wie auch bei der
verwandten Zeichnung IX 5159-35-19-1 muss offen bleiben, ob diese Überarbeitungen in hellem Rötel von einer anderen Hand stammen. Da Teile der Zeichnung unvollständig waren, als der hellere Rötel angesetzt wurde, ist jedoch eher davon auszugehen, dass derselbe Zeichner die Arbeit zu Ende führte.
Wie auch bei IX 5159-35-19-1 und einer Zeichnung im Piranesi-Zeichnungskonvolut der Morgan Library (Inv. 1966.11:33) wurde bei dieser Zeichnung nach Vollendung ein Quadrierungsgitter in schwarzer Kreide eingezeichnet. Für das Anlegen des Lineals zum Ziehen der Linien finden sich entlang der umrahmenden Linien Einstiche zur Orientierung des Gitters (siehe DL, Abb., zoomen Sie hier in das Blatt), das jedoch nicht vollständig rechtwinklig liegt, also eine gewisse Flüchtigkeit aufweist (siehe IRR, Abb., zoomen Sie hier in das Blatt). Die Quadrierung diente möglicherweise einer Übertragung der Zeichnung in eine weitere Entwurfsform oder auch schon in eine Reinzeichnung, womöglich auch in Anpassung ihrer Größe auf ein anderes Format.
Maria Krämer und Irene Brückle
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