Fries mit Fruchtvase, flankiert von zwei Greifen

Der Lichteinfall auf den reliefierten Greifen wurde auf diesem Blatt in feinen Schraffuren subtil herausgearbeitet. Greifen sind stolze mythische Wesen, die aus dem geflügelten Leib eines Löwen und dem Kopf eines Raubvogels bestehen. In der Mythologie zeichnen sie sich durch Stärke und Wachsamkeit aus.

Werkdaten

Künstler

Bernardino Ciferri (?) oder unbekannter Zeichner
Ort und Datierung

Rom, um 1716 bis 1725 (?) oder Anfang 19. Jahrhundert
Abmessungen (Blatt)

221 x 480 mm
Inventarnummer

IX 5159-35-10-2

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Zeichenmedien
Beschriftungen
Literatur
Georg Kabierske: Weinbrenner und Piranesi. Zur Neubewertung von zwei Grafikalben aus dem Besitz Friedrich Weinbrenners in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, in: Brigitte Baumstark/Joachim Kleinmanns/Ursula Merkel (Hg.): Friedrich Weinbrenner, 1766–1826: Architektur und Städtebau des Klassizismus, Ausst. Kat. Karlsruhe, Städtische Galerie und Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau, Petersberg 2015 (2. Aufl.), S. 75–87, hier S. 80f., Abb. 7.

Das Werk im Detail

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Kurzbeschreibung
Das vollendet ausgeführte Blatt stellt einen Friesabschnitt mit zwei gegenständigen Greifen und einer Vase mit Früchten auf einer Blattranke im Zentrum vor Augen. Das Ganze wird von großen, jeweils zur Hälfte gezeichneten Amphoren flankiert.
Oberhalb und unterhalb des Reliefs sind Unregelmäßigkeiten und Ausbrüche eingezeichnet. In den geöffneten Schnäbeln der Greife sind Zähne oder aber Stege zu erkennen. Dies könnte einerseits nahelegen, dass nach antikem Vorbild gezeichnet wurde. Greife und Vasen sind mit spitzer Kreide mit dünnem Strich gezeichnet, der einen exakten Umriss garantiert. Der metallische Eindruck ersteht durch das Verreiben der Kreide und die opaken dunkleren Flächen um die Figuren. Das Blatt unterscheidet sich im Zeichenstil – etwa in der Schraffurtechnik oder der Schattenbildung – signifikant von vergleichbaren vollendet gezeichneten Antikenwiedergaben aus der Piranesiwerkstatt. Christoph Frank wies auf eine stilistische Nähe zu Bernardino Ciferri (aktiv 1716?–1739) hin, der für den englischen Sammler Richard Topham (1671–1730) Zeichnungen nach der Antike anfertigt hat.^[1] Der charakteristische, etwas metallische Aspekt findet sich bei vielen Zeichnungen (Abb.) in Eton, die dort jedoch zugleich „naiver“ erscheinen.
Georg Kabierske hat bereits 2015 und 2017 darauf hingewiesen, dass das Motiv in Bauten von Friedrich Weinbrenner und seiner Schüler in Karlsruhe verwendet wurde. So etwa in Stuckreliefs im 1798–1814 errichteten Markgräflichen Palais^[2] oder im 1937 abgebrochenen Wohnhaus Zirkel 10, wo ein Stuckfries auf frappierende Weise bis ins Detail mit der Zeichnung übereinstimmte. Aufgrund motivischer Übereinstimmungen mit den von Aloys Raufer 1822–1824 geschaffenen Greifenreliefs des Karlsruher Marktbrunnens kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Zeichnung doch erst im frühen 19. Jahrhundert in Karlsruhe entstanden ist. Auch wenn keine vergleichbaren Zeichnungen aus dieser Zeit in Karlsruhe bekannt sind, könnte ein späteres Entstehungsdatum die seltsam metallische, an Gusseisen erinnernde Wirkung der Greifenkörper und stilisierten Rankenschwänze erklären.
Ausführliche Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.

Georg Kabierske, Bénédicte Maronnie und Stefan Morét

Einzelnachweis
1. Siehe hierzu: Louisa M. Connor Bulman: The Topham Collection of Drawings in Eton College Library and the Industry of Copy Drawings in Early Eighteenth Century Italy’, in: Henning Wrede/Max Kunze (Hg.): 300 Jahre Thesaurus Brandenburgicus, München 2006, S. 325–338.
2. Georg Kabierske: Weinbrenner und Piranesi. Zur Neubewertung von zwei Grafikalben aus dem Besitz Friedrich Weinbrenners in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, in: Brigitte Baumstark/Joachim Kleinmanns/Ursula Merkel (Hg.): Friedrich Weinbrenner, 1766–1826: Architektur und Städtebau des Klassizismus, Ausst. Kat. Karlsruhe, Städtische Galerie und Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau, Petersberg 2015 (2. Aufl.), S. 75–87, hier S. 80–81.

Merkmale des Papiers

Merkmale der Zeichenmedien
Rötel: leichter Auftrag; streifiger Strich, furchig in das weiche Papier eingedrückt; Abrieb auf Erhebungen des Papiers, teils auch nach der Montierung in das Album eingetreten, im Bereich der Klebepunkte einer früheren Montierung (rechts) gedunkeltes Erscheinungsbild.
Schwarzes Zeichenmedium: nur sporadisch an feinsten Partikeln erkennbar, die vor allem in den nicht mit Rötel bezeichneten Bereichen sichtbar sind.
Nicht zur Entstehung der Zeichnung gehörende Farbmedien: kleine Tröpfchen einer Tinte oder Tusche auf der Oberfläche verteilt (siehe IRR, Abb. zoomen Sie hier in das Blatt).
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Maria Krämer
Zeichnerischer Prozess
Die Figuren wurden vollständig in Rötel ausmodelliert und heben sich durch fein schraffierte Verläufe vom komplett mit Rötel grundierten Hintergrund ab. In geringfügig deckenden Bereichen sind Teile einer zarten Vorzeichnung in einem schwarzen Zeichenmedium erkennbar. Der schwache Auftrag ist nicht ausreichend, um das Zeichenmedium sicher zu bestimmen. Die Linien könnten als Vorzeichnung vor dem Rötelauftrag reduziert worden sein. Die Feinheit der Rötellinien spricht für einen angespitzten, harten Rötelstift, möglicherweise ein Naturrötel. An den Konturen beider Greifen wurde mit einer Nadel oder einem Zirkel (Einstiche mit sehr geringem Durchmesser) in das Papier gestochen. Auch auf der vertikalen Mittelachse sind mehrere dieser Löcher zu erkennen. Entweder diente dieses Vorgehen der Erstellung der Zeichnung, indem eine Seite durch das Abstecken der Entfernungen von der anderen gespiegelt wurde, oder sie dienten einem Kopierprozess der gesamten Zeichnung. Obwohl es sowohl auf dem Blatt als auf der gegenüberliegenden Albumseite Spuren von Rötelabrieb gibt, blieb ein klares, unverwischtes Bild der Zeichnung erhalten.

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Maria Krämer
Merkmale historischer Nutzung
An vier Kanten beschnitten; Klebepunkte, Ausrisse und Papierfragmente einer früheren Montierung; drei senkrechte leichte Knickfalten ziehen sich in unterschiedlichen Abständen zueinander durch das Papier; an der Ecke o.l. haften kurze Fasern weißen Papiers an; Eindrücke von einem spitzen, dreikantigen Gegenstand, von dem etwas schwarzes Pigment abgefärbt hat (Detail 6).

Detail 6: Auflicht
Einstiche eines dreikantigen Werkzeugs
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Maria Krämer
Prozesse historischer Nutzung
Da die Zeichnung in die Herstellung eines Stuckreliefs einbezogen worden sein könnte, das im frühen 19. Jahrhundert zur Ausschmückung des Markgräflichen Palais in Karlsruhe entworfen wurde,^[1] ist es möglich, dass die Spuren von Einstichen mit einem dreikantigen Werkzeug (Detail 6, siehe Abschnitt Merkmale historischer Nutzung) aus der Nutzungszeit Weinbrenners stammen.

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Maria Krämer
Einzelnachweis
1. Georg Kabierske: Weinbrenner und Piranesi. Zur Neubewertung von zwei Grafikalben aus dem Besitz Friedrich Weinbrenners in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, in: Brigitte Baumstark/Joachim Kleinmanns/Ursula Merkel (Hg.): Friedrich Weinbrenner, 1766–1826: Architektur und Städtebau des Klassizismus, Ausst. Kat. Karlsruhe, Städtische Galerie und Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau, Petersberg 2015 (2. Aufl.), S. 75–87, hier S. 81.

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Detail 1: Auflicht Blaue Faser im Papier; Rötelauftrag	Detail 2: Streiflicht Metalleinschluss im Papier
Detail 3: Streiflicht Gewebefragment aus dem Herstellungsprozess des Papiers	Detail 4: Streiflicht Rötel, Spuren schwarzen Pigments

Fries mit Fruchtvase, flankiert von zwei Greifen

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