Relief mit bärtiger Maske, flankiert von zwei Adlern, aus der Gartenfassade des Palazzo Barberini

Der Palazzo Barberini, von dessen Gartenfassade das hier gezeichnete Relief stammt, gehört zu den frühesten barocken Palastbauten und wurde in den Jahren 1627–1638 für die Brüder Barberini gebaut. Zu seinen bedeutendsten Architekten gehören Gian Lorenzo Bernini und Francesco Borromini. Der Palast liegt am Nordabhang des Quirinalshügels in Rom und beherbergt heute ein herausragendes Kunstmuseum.

Werkdaten

Künstler

Nicolas François Daniel Lhuillier (um 1736–1793), Gruppe 4
Ort und Datierung

Rom, vermutlich zwischen 1755 und 1768
Abmessungen (Blatt)

218 x 447 mm
Inventarnummer

IX 5159-35-6-1

Das Werk im Detail

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Merkmale des Papiers
Wasserzeichen
Lilie im Kreis
Verbindungen zu weiteren Zeichnungen der Karlsruher Alben und anderen Sammlungen siehe Essay „Die Wasserzeichen der Zeichnungen“.

Herstellungsmerkmale
Ungefärbt; mittlere Stärke; vereinzelt Einschlüsse; deutliche Siebmarkierung, insbesondere klare Markierung der Kettdrähte; ebenmäßige Oberfläche; gelatinegeleimt.
Weitere Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.
Maria Krämer

Merkmale der Zeichenmedien

Zeichnerischer Prozess
Die schwungvolle, frei angelegte Vorzeichnung in Graphit, ist bei näherer Betrachtung und vor allem im IR-Falschfarbenbild trotz schmaler Linien von geringer Deckkraft gut erkennbar. Die vergleichbar leichthändige, jedoch systematischere Ausarbeitung in Rötel weicht vielfach von der Vorzeichnung ab und zeigt so das mühelose Weiterentwicklung/Fortschreiben der Zeichnung. In weiten Teilen erscheint der Strich gleichmäßig breit, weich ansetzend und endend, sodass ein visuell gefälliger Eindruck einheitlich zusammengefasster Formen entsteht. Ein gleichförmiger Abrieb des Rötelstifts erleichterte dem Künstler das gewissenhafte Füllen der Flächen mit parallel gesetzten Strichen, wobei er auch der unterschiedlichen Modellierung der dargestellten Materialitäten – der geplustert fedrigen Adlerbrust, den harten Pinienzapfen – Rechnung trug.
Die skizzenhafte, eigenständige Zeichnung desselben antiken Reliefs auf einem anderen, im Format kleineren Blatt (IX 5159-35-8-2) der Karlsruher Alben ist in hellerem Rötel über einer Vorzeichnung mit schwarzer Kreide ausgeführt und entlang der Konturen weniger an den steinernen Kanten eines skulpturalen Bildwerks orientiert. Die farblichen Unterschiede zwischen den beiden Rötelzeichnungen wurden in FORS mithilfe von PCA^[1] bestätigt.
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Maria Krämer und Irene Brückle
Einzelnachweis
1. Maria Krämer/Ute Henniges/Irene Brückle/Laura Lenfant/Kirsten Drüppel: Analysis of Red Chalk Drawings from the Workshop of Giovanni Battista Piranesi Using Fiber Optics Reflectance Spectroscopy, 2021.
Merkmale historischer Nutzung
Obere und untere Kante beschnitten, rechts gerissene Kante; links Büttenrand erhalten; an der rechten Kante ausgerissene Ecken und verso an drei Ecken und in der Mitte der langen Kanten anhaftende Papierfragmente (frühere Montierung); ehemalige Faltung (UVR, Abb.) zuerst senkrecht mittig, dann waagrecht mittig und noch einmal senkrecht mit Fehlstellen entlang der Faltlinien durch Beanspruchung; Einstichloch über der bärtigen Maske; paarige Stecknadeleinstiche entlang der linken Blattkante (Detail 5); über das Blatt verteilt kleine Tropfen einer grünlichen Flüssigkeit (Detail 6; UV-Strahlung auslöschend, siehe UVF, Abb.); erdige oder sandige Ablagerungen (Detail 7).

Detail 5: Streiflicht
Stecknadeleinstiche (Ecke u.r.)
Detail 6:
Tropfen einer grünlichen Flüssigkeit (bärtige Maske)
Detail 7:
Erdige Ablagerung (Adler links, linkes Bein)
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Maria Krämer und Irene Brückle
Prozesse historischer Nutzung
Mehrere Merkmale sprechen für eine ehemalige Befeuchtung wahrscheinlich zum Zweck einer Vervielfältigung durch einen Abklatsch, auch wenn ein solcher bisher nicht bekannt ist: die orangefarbigen Ränder der Rötelstriche, die ein feuchtebedingtes seitliches Auswandern von Rötelpigmenten vermuten lässt (Detail 3); der vielfach verdichtet erscheinende und auch verdunkelte, nicht durch Verrieb gestörte Rötelauftrag, der auf dem Papier gut fixiert erscheint; das trotz stellenweise kräftig geführtem Rötelstriche nicht eingedrückte Papier sowie dessen kleinteilige, möglicherweise durch feuchtes Pressen erzeugte Verwellung (Streiflicht, Abb.).
Paarige Einstichlöcher am rechten Blattrand deuten auf die Befestigung eines weiteren Blattes mit Hilfe von Stecknadeln hin. Dies diente möglicherweise einem Abpausen, was bei den Karlsruher Zeichnungen durch das Anheften eines hierfür geölten Papiers auf die gezeichnete Vorlage vereinfacht wurde. Ob auch diese Zeichnung durch Abpausen kopiert wurde, muss aufgrund der dabei normalerweise auftretenden, hier gänzlich fehlenden Ölflecke offenbleiben. Eine Erweiterung der Zeichenfläche durch Anheften eines Papierstücks wäre ebenfalls eine Erklärung der Einstiche, scheint aufgrund des in sich abgeschlossenen Motivs der Zeichnung jedoch unwahrscheinlicher.

Montierungshistorie:
Die Faltspuren lassen vermuten, dass die Zeichnung klein zusammengefaltet transportiert wurde, z.B. in einer Jacken- oder Manteltasche (Abb. 1).
Abb. 1: Durchlicht, historische Faltung (Animation)
Ehemalige Faltung nach innen (in Richtung der Zeichnung), ein nach außen weisendes Segment zeigt verso im Durchlicht erkennbar Verschmutzung (blau markiert) (digitale Rekonstruktion aus der Durchlichtaufnahme)
Während das Blatt gefaltet war, ist ein außenliegendes Segment des Papiers etwas mehr verschmutzt und an den Kanten abgestoßen worden, was man im Durchlicht an der dunkleren Farbe und den Löchern entlang der Knickkanten gut erkennen kann. Die Zeichnung allerdings lag gut geschützt nach innen gefaltet.
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Maria Krämer und Irene Brückle

Schlagwörter

GND-Begriffe

Lhuillier, Nicolas-François-Daniel

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Detail 1a: Auflicht Graphit (grauer Strich), Rötel, schwarze Kreide, (Rahmungslinie rechts)	Detail 1b: Close-Up aus 1a Graphit
Detail 2a: Auflicht Graphit, darüber Rötel (Girlande, im Blatt u.M.)	Detail 2b: Streiflicht Graphit, Vorzeichnung, darüber Rötel (Girlande, im Blatt u.M.)

Relief mit bärtiger Maske, flankiert von zwei Adlern, aus der Gartenfassade des Palazzo Barberini

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