Florales Pilasterrelief

Dieses Blumenrelief ist von außerordentlicher Feinheit. Symmetrisch breitet es sich in einem lang gezogenen Hochformat über das Blatt aus, links und rechts hängen an eingedrehten Blättern zarte Blumen und perlenartige Anhänger herab. Das abgezeichnete Original könnte zur dekorativen Einrahmung einer Tür gedient haben.

Werkdaten

Künstler

Unidentifizierter Zeichner der Piranesi-Werkstatt, Gruppe 8
Ort und Datierung

Rom, zweite Hälfte der 1760er Jahre, sicher vor 1778
Abmessungen (Blatt)

548 x 83 mm
Inventarnummer

IX 5159-35-5-1

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Zeichenmedien
Literatur
Stefan Morét: Piranesi's Graphic Archive: The Use of Ornament Drawings in the Design Process of the Diverse maniere, in: Maria Cristina Misiti/Giovanna Scaloni (Hg.): Giambattista Piranesi. Sognare il Sogno Impossibile, Ausst. Kat. Rom, Istituto Centrale per la Grafica, 2021. https://www.piranesimultimediale.it/piranesi/en/chapter-3/Piranesi-s-graphic-archive-The-use-of-ornament-drawings-in-the-design-process-of-the-Diverse-maniere/39

Hadernpapier

Das Werk im Detail

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Kurzbeschreibung
Die Zeichnung stellt einen ornamentierten Pilaster dar. In der Ausführung unterscheiden sich der obere Teil, der nur zart angedeutet wurde, vom unteren Teil, der vollständig und mit Schattierungen wiedergeben ist.
Im oberen Teil erkennt man ein antikes Pilasterfragment aus dem Sir John Soane’s Museum in London (siehe Inv. M64).^[1] Dieses Stück wurde von dem Architekten Charles Heathcote Tatham (1772-1842) in den 1790er Jahren in Rom für die Sammlung von Henry Holland erworben und gelangte von dort in das Soane’s Museum. Von diesen floralen Pilastern sind jedoch mehrere Exemplare erhalten, so dass diese Zeichnung entweder nach dem damals noch vollständigen Londoner Stück gezeichnet wurde oder nach einem anderen vollständig erhaltenen Exemplar.^[2] Vielleicht diente aber auch ein Gipsabguss des antiken Pilasters als Vorlage.
Wie Stefan Morét erkannte, diente Giovanni Battista Piranesi die Zeichnung als motivische Vorlage für eine der Radierungen in den Diverse maniere. Dort wird die Blattranke auf Tafel 17 als Motiv der Wanddekoration links und rechts neben dem Kamin verwendet. Für die Datierung der Zeichnung bietet dies einen Anhaltspunkt. Das Blatt dürfte in der zweiten Hälfte der 1760er Jahren, auf jeden Fall vor 1769 entstanden sein.
Bénédicte Maronnie und Stefan Morét

Einzelnachweis
1. Marion Mathea-Förtsch, Römische Rankenpfeiler und -pilaster. Schmuckstützen mit vegetabilem Dekor, vornehmlich aus Italien und den westlichen Provinzen, Mainz 1999, S. 60f. Beil. 12 und S. 127, Kat. Nr. 70, Taf. 74.1 sowie der Kommentar zu dem Werk im Soane Museum (eingesehen am 22.04.2022).
2. Siehe Walther Amelung: Die Skulpturen des Vatikanischen Museums, Berlin 1903, Bd. 1, Kat. 211 D, S. 454 und Taf. 46.
Merkmale des Papiers

Merkmale der Zeichenmedien

Zeichnerischer Prozess
Die Zeichnung entstand in zwei Schritten. In der Vorzeichnung wurden alle Konturen mit einem sehr feinen schwarzen Stift angelegt, wie zahlreiche dünne Linien neben den kräftigen Konturen der Ausarbeitung bezeugen. Danach wurde der Darstellung von unten ausgehend bis über die Hälfte des Blattes mit einem kräftigen und breiter zeichnenden fetthaltigen schwarzen Stift Körper und Schattierungen hinzugefügt. Dieser Schritt wurde nicht bis zu Ende ausgeführt, so dass das obere Drittel der Zeichnung deutlich weniger kontrastiert erscheint als der Rest. Von der Verwendung eines fetthaltigen Stifts zeugen heute verbräunte Höfe rings um Bereiche kräftigen Auftrags. Entlang der Mittelachse des Motivs und des die Zeichnung begrenzenden Rahmens sind in größeren Abständen und anscheinend nicht mit den Formen der Ornamente zusammenhängend Einstiche zu erkennen. Es ist nicht eindeutig erkennbar, ob diese als Konstruktionshilfe verwendet wurden, um Abstände über eine längere Strecke zu markieren oder aus einem späteren Übertragungsprozess der Zeichnung stammen.
Ausführliche Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.
Maria Krämer
Merkmale und Prozesse historischer Nutzung
Die Zeichnung weist einige Gebrauchsspuren auf: vereinzelte gelb fluoreszierende Flecke unter UVA-Strahlung; ein mittiger horizontaler Einriss; Rötelspuren am linken Rand des Blattes. Verso befinden sich Spuren einer früheren Montierung in Form von ausgerissenen Ecken und Papierfragmenten. In diesem Bereich ist auch Insektenfraß festzustellen. Einige nicht näher eingrenzbare fluoreszierende Ölflecke überziehen das Papier. Vor allem im unteren Bereich hat sich eine braune Substanz abgelagert, die UV-Strahlung auslöscht (UVF). Das Blatt ist an vier Kanten beschnitten.
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Maria Krämer

Schlagwörter

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Detail 1: Auflicht Schwarze Kreide ohne Überarbeitung mit bindemittelhaltiger Kreide (Blattmitte, Eichel rechts)	Detail 2: Auflicht Schwarze Kreide, mit bindemittelhaltiger Kreide überarbeitet (Blattmitte, Eichel links)
Detail 3a: Auflicht Fetthaltiger schwarzer Stift mit verbräunten Ölrändern (Blattmitte, herabhängende Kette links)	Detail 3b: Close-Up Fetthaltiger schwarzer Stift mit verbräunten Ölrändern (Ausschnitt aus Detail 3)

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