Einige Stücke der Mattei-Sammlung wurden bereits im Rahmen von Cassiano dal Pozzos (1588–1657) antiquarisch-enzyklopädischem Projekt des Museo Cartaceo (Papiermuseum) zur Dokumentation der sichtbaren Spuren des antiken Roms vor 1657 nachgezeichnet. Zu ihnen gehört auch das Relief der Isisprozession, das in einer Pietro Testa (1611–1650) zugeschriebenen Zeichnung in Windsor Castle wiedergegeben ist.[1] Auch der französische Maler Charles Le Brun (1619–1690) hatte die Relieffiguren während seines Aufenthalts in Rom (1642–1644), wohin er mit Nicolas Poussin 1642 gereist war, nachgezeichnet.[2] Erschienen in seinem Livre d’antiques tirées d’après celles qui sont à Rome (Abb. 2 a/b), wird die das Gefäß tragende Priesterfigur als „Prêtre portant le feu sacré“ bezeichnet.[3]
Abb. 2a: Charles Le Brun, Weibliche Figur aus einer Isisprozession, in: Livre d’anticques tirées d’après celles qui sont à Rome , Radierung, Paris 1642–1644, Paris, Bibliothèque nationale de France, Ms. Français 172217, fol. 51CC0 1.0 Abb. 2b: Charles Le Brun, Männliche, eine Amphore haltende Figur aus einer Isisprozession, in: Livre d’anticques tirées d’après celles qui sont à Rome , Radierung, Paris 1642–1644, Paris, Bibliothèque nationale de France, Bibliothèque Ms. Français 172217, fol. 52CC0 1.0
Bekannt wurde das Relief vor allem durch den Druck in dem 1693 in zweiter Auflage erschienenen und weit verbreiteten Werk Admiranda romanorum von Pietro Santi Bartoli und Pietro Bellori (Abb. 3), in dessen Bildlegende auf die Sammlung Mattei verwiesen wird. Auf der Grundlage dieser Graphik entstanden mehrere weitere Darstellungen. Eine davon wurde in Montfaucons Werk L‘Antiquité expliquée et représentée en figures , publiziert in 15 Bänden zwischen 1719 und 1724, aufgenommen (Abb. 4), das für Piranesi eine besonders wichtige Quelle ägyptischer Motive war.[4] Noch prägender für den Künstler war jedoch Caylus‘ Recueil d’antiquités , dem er vereinzelt Elemente für seine gedruckten Kamine entnahm.[5] Da die hier untersuchten Zeichnungen stilistisch weit von Bartolis und Belloris Druckgraphik entfernt sind und in einzelnen Details nicht mit dieser übereinstimmen, ist eine Kopie auszuschließen. Eine weitere Abbildung des Reliefs findet sich im Katalog der Sammlung Mattei, der von Rodolfo Venuti und nach dessen Tod von Giovanni Christophano Amaduzzi bearbeitet wurde und 1776–1779, als die Sammlung größtenteils schon zerstreut war, publiziert wurde.[6] Später greift Francesco Piranesi (1756/58?–1810) in dem in Paris herausgegebenen Druckwerk Antiquité de la Grande Grèce, auf zwei Figuren desselben Reliefs zurück: Im Vordergrund der Vue de la porte de l’enceinte du Tempel d‘Isis (Abb. 5) erscheint die Figur des Priesters mit dem heiligen Gefäß mit einer weiteren, in Karlsruhe nicht dargestellten Priesterin der Prozession mit Sistrum und Simpulum. Aufgrund der formalen und stilistischen Ähnlichkeiten kann vermutet werden, dass entweder der Druck von Bartoli und Bellori oder aber der in Montfaucons Publikation hier als Vorlage diente.
Abb. 3: Relief mit Darstellung einer Isisprozession, Radierung, in: Pietro Santi Bartoli/Pietro Bellori: Admiranda romanorum antiquitatum ac veteris sculpturae vestigia , Rom 1693 (2. Aufl.), Taf. 16, Heidelberg, Universitätsbibliothek, C 5547 B Gross RESPublic Domain Mark 1.0
Abb. 4: Relief mit Darstellung einer Isisprozession, in: Bernard de Montfaucon, L’Antiquité expliquée et représentée en figures , Bd. 2, Paris 1724, Taf. 116, Heidelberg, Universitätsbibliothek, C 102 Gross RES::2,2Public Domain Mark 1.0 Abb. 5: Francesco Piranesi: Eingangstür des Isistempels, 1805, in: Antiquités de la Grande Grèce , Bd. 2, Paris 1804, Taf. 61 (Druck datiert 1805), Heidelberg, Universitätsbibliothek, C 3656 A Gross RES::1-2Public Domain Mark 1.0
Bénédicte Maronnie
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