Bei diesem Blatt handelt es sich um das einzige Exemplar eines mit einem Pinsel grundierten Papiers im Konvolut der beiden Alben. Grundierte Papiere waren im erhaltenen Werk von Piranesis Werkstatt bisher unbekannt. Historisch wurden diese Papiere mit Calciumkarbonat (aus Knochen oder Muschelschalen gewonnen) oder Bleiweiß, mit Leimwasser vermischt, bestrichen, um darauf mit Metallgriffeln zu zeichnen. Die Bezeichnung mit schwarzem Stift und weichem Graphit erscheint daher wenig schlüssig und könnte damit erklärt werden, dass ein Papierrest verwendet wurde. Grundierte Papiere scheinen für akademische Studien verwendet worden sein: Es befinden sich zwei fein modellierte Rötelzeichnungen auf grundiertem Papier im Nachlass von David Vogel, der sich in den 1760er Jahren zum Architekturstudium in Rom aufhielt.[1] Deren Grundierungen zeigen jedoch abweichend vom Karlsruher Blatt Anzeichen einer Bleiweißverschwärzung.
Die ursprüngliche Zeichnung wurde mit einem schwarzen Stift, vermutlich einer schwarzen Kreide angelegt, der an einzelnen sehr feinen tiefschwarzen Linien am Eierstab rechts unten noch erkennbar ist. Zu dieser Zeichnung wurden zarte Höhungen mit weißer Kreide hinzugefügt, die sich jedoch nur wenig deutlich vom hellgrauen Untergrund abheben und heute vielfach verwischt sind.[2] Die Zeichnung wurde mit einem breiten Graphitstift stark überarbeitet. Der Graphit hat dabei häufig die darunter liegenden Pigmente mitgenommen und verschmiert. Dadurch lässt sich vermuten, dass die Vorzeichnung mit einem fabrizierten Stift mit deutlichem Bindemittelanteil gezeichnet wurde.
Eine flächige Verdunklung der Papieroberfläche deutet daraufhin, dass die Zeichnung Kontakt zu einem geölten Papier hatte. Unter UV-Strahlung (365 nm, siehe Abb. UVR ) lässt sich erkennen, dass sich die Flecken über die gesamte Blattoberfläche erstrecken. Zwar zeigt das Papier keine Einstiche von Stecknadeln, aber die Klebepunkte im bezeichneten Bereich könnten darauf hinweisen, dass hier ein geöltes Papier fixiert wurde. Die in Graphit ergänzten Linien liegen dabei über diesen Klebepunkten und deuten auf eine späte Überarbeitung nach längerer Aufbewahrung in der Werkstatt hin.
Zum Rand hin, wo das Papier dünner ist und stärker mechanisch beansprucht wurde, hat sich der Strich partiell abgerieben. Das Blatt ist an drei Kanten variabel beschnitten; die linke Blattkante bildet der Büttenrand. Klebepunkte und Papierfragmente verso zeugen von einer früheren Montierung. Auch recto befinden sich an mehreren Stellen Anhaftungen verbräunten (unter UV-Strahlung weiß-bläulich) Klebstoffs (Abb. 1).
Abb. 1 : Klebstoffrückstände, die überzeichnet wurden. Einige Klebstoffschollen haben sich abgehoben und das Zeichenmedium mit angelöst.Weitere Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar .
Maria Krämer
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