Die beiden Zeichnungen (IX 5159-35-6-1 und IX 5159-35-8-2) wurden mit FORS (Fiber Optics Reflectance Spectroscopy) in Kombination mit PCA (Principal Component Analysis) analysiert. Die Ergebnisse sind hier beispielhaft für die 79 analysierten Zeichnungen der Karlsruher Alben vorgestellt. Weitere Informationen (u.a. zur Methodik) siehe: Maria Krämer/Ute Henniges/Irene Brückle/Laura Lenfant/Kirsten Drüppel: Analysis of Red Chalk Drawings from the Workshop of Giovanni Battista Piranesi Using Fiber Optics Reflectance Spectroscopy, 2021. Hier gelangen Sie zur Publikation
Beide Zeichnungen zeigen dasselbe Motiv in unterschiedlichen Ausführungsstufen (Abb 2). Während eine Zeichnung flüchtig und skizzenhaft die Darstellung festhält und motivische Details separat neben der Zeichnung erforscht (IX 5159-35-8-2), ist die andere Darstellung genauer in der Ausführung und Präsentation von Körper, Licht und Schatten. Während die erste Zeichnung also ein Festhalten des Motivs darstellt, könnte die zweite Zeichnung bereits für die Präsentation oder eine weiterführende Verwendung im Druck bestimmt sein. Für beide Zeichnungen wurde eine ähnliche Kombination von Zeichenmedien in derselben Abfolge genutzt (siehe Detail 3).
Abb. 1: Inv. IX 5159-35-8-2 (oben) und IX 5159-35-6-1 (unten), zeigen dasselbe Motiv in unterschiedlichen Stufen der Ausführung. Beide Zeichnungen wurden in Rötel über einem schwarzen Zeichenstift – oben schwarze Kreide, unten Graphit – ausgeführt. Kreise markieren Messpunkte für die FORS-Untersuchung.Details 3a und b: Aufträge der Zeichenmedien bei IX 5159-35-6-1 (links, Streiflicht) und IX 5159-35-8-2 (rechts, Auflicht) im VergleichDetails 3a und b: Aufträge der Zeichenmedien bei IX 5159-35-6-1 (links, Streiflicht) und IX 5159-35-8-2 (rechts, Auflicht) im Vergleich
Die Kurven der Reflexionsspektren (Abb. 2) lassen sich deutlich voneinander unterscheiden. Die Kurve im untersuchten Bereich der ersten Ableitung (Abb. 3) zeigt Unterschiede in Peakhöhe und Position, weniger aber in Kurvenform.
Abb. 2: UV-VIS Reflexionsspektren (jew. 10 Messpunkte) von IX 5159-35-6-1 (hellgrün) und IX 5159-35-8-2 (magenta)Abb. 3: Ersten Ableitung, 500–650 nm der UV-VIS Reflexionsspektren von IX 5159-35-6-1 (hellgrün) und IX 5159-35-8-2 (magenta)Abb. 4: Scores Plot der PCA von IX 5159-35-6-1 (hellgrün) und IX 5159-35-8-2 (magenta)PCA der 1. Ableitung (500–650 nm): In der PCA wurden die beiden Rötelkreiden der Zeichnungen mit Referenz-Rötelkreiden verglichen. Um die größtmögliche Varianz in der Farbigkeit abzubilden, die innerhalb einer Rötelsorte vorkommen kann, wurden die Referenzkreiden in den Autragsarten trocken, befeuchtet, geölt und verwischt eingesetzt. Im direkten Vergleich der Rötelkreiden der Zeichnungen miteinander erklärt PC-1 95% der Varianz (Abb. 4). Beide Gruppen fallen hier ganz klar in den positiven bzw. negativen Sektor dieser Komponente und streuen entlang der Achse von PC-2 (4%). Im Vergleich mit den Messpunkten der Vergleichskreiden bilden die Messpunkte der Originale deutlich abgegrenzte Punktwolken, die sich mit einer klaren Trennung in der Mitte länglich in einer ähnlichen Ausrichtung wie die Mockups erstrecken (Abb. 5). Die Punkte von IX 5159-35-6-1 befinden sich dabei am Ende der Wolke, das den dunklen, dichten Auftrag einer Rötelkreide anzeigt, IX 5159-35-8-2 am Ende des helleren, stärker streuenden Auftrags. Im Umfang liegen beide Punktwolken innerhalb einer bei den Mockup-Rötelkreiden festgestellten Streuung durch die Auftragsart.
Abb. 5: 3D-Scores-Plot von IX 5159-35-6-1 (hellgrün) und IX 5159-35-8-2 (Magenta) im Vergleich mit drei Referenzkreiden (rot, blau und grün) in unterschiedlicher Auftragsart (unterschieden durch Symbole) auf zwei unterschiedlichen Papieren (gefüllte/ungefüllte Symbole) Es ist möglich, dass es sich hierbei um ein und dieselbe Rötelkreide handelt, die sich jedoch durch eine Befeuchtung und Glättung deutlich im Auftrag verändert. Da die Messpunkte der Zeichnungen jedoch in allen drei Achsen der PC-Scores deutlich abgegrenzt vorliegen –vor allem auch auf der Achse von PC-2, die die Varianz der Kurvenform erklärt (siehe Loadings, Abb. 6) –, könnte dies auch für die Verwendung unterschiedlicher Kreiden sprechen.
Abb. 6 : Loadings-Plot für PC-1 bis PC-3Für eine Fixierung und Verdichtung und insgesamt einen Unterschied in der Schichtdicke der Kreide auf IX 5159-35-8-2 sprechen einerseits die geringere Streuung der Messpunkte, andererseits die Betrachtung der IRR-Aufnahmen: Während die Rötelkreide deutlich an Transparenz gegenüber der VIS-Aufnahme zunimmt und die Unterzeichnung in schwarzer Kreide kräftiger zum Vorschein kommt (Abb. 7a), ist dieser Effekt bei IX 5159-35-6-1 geringer (Abb. 7b). Die schwarze Unterzeichnung ist auf der IRR-Aufnahme dadurch kaum zu unterscheiden.
Abb. 7a: Durch die Transparenzzunahme bei der Rötelzeichnung in der IRR-Aufnahme von IX 5159-35-8-2 ist die schwarze Kreide deutlicher zum Vorschein kommt.Abb. 7b: Die Linien des Rötels bleiben bei IX 5159-35-6-1 auch auf der IRR-Aufnahme noch deutlich sichtbar; eine Differenzierung der Vorzeichnung in Graphit ist nicht möglich.
Weitere Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar .
Maria Krämer
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