Die fein ausgeführte Zeichnung stellt das zentrale Ornamentmotiv des Brustpanzers der antiken römischen Statue des Mars Ultor dar. Diese stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und wurde ab circa 1740 in den Kapitolinischen Museen ausgestellt.[1] Oberhalb des zentralen Elements mit zwei Löwengreifen ist das am Panzer weiter oben angebrachte Medusenhaupt wiedergegeben sowie eine von zwei Schulterspangen.
Im Karlsruher Piranesi-Konvolut existieren zwei weitere Zeichnungen in derselben Technik und von derselben Hand ausgeführt (IX 5159-35-13-4; IX 5159-35-22-2), in denen die Pteryges, verzierte Lederbänder, die sich im unteren Teil des Brustpanzers befinden, gezeichnet wurden. Die drei Zeichnungen wurden angesichts der ähnlichen Qualität ihrer Ausführung wahrscheinlich nach dem antiken Vorbild in den Räumen der Kapitolinischen Museen zeitnah kopiert.
Die Statue war unter den Künstlern grundsätzlich sehr bekannt und wurde auch schon vor ihrer Aufstellung in den Kapitolinischen Museen oft gezeichnet. So ist die Statue z.B. auch bei Montfaucon und Lafréri abgebildet.[2] Die Besonderheit liegt darin, dass alle drei Zeichnungen auf ornamentale Einzelheiten dieser kolossalen Statue fokussiert sind und somit als Teil von Piranesis Motivrepertoire in der Werkstatt zur Verfügung standen. Diese Zeichnung fand zwar keine direkte Verwendung innerhalb Piranesis Werk, doch ist ein sehr ähnlicher Brustpanzer im Frontispiz von Della Magnificenza[3] dargestellt, unten rechts im Vordergrund der Komposition neben dem Adler.
Zur Zuschreibung und stilistischen Einordnung in Piranesis Werkstattmaterial siehe den Essay Stilistische Gruppen, Zeichnungsgruppe 8.
Bénédicte Maronnie und Stefan Morét
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