Aschenurne auf Konsole

Eine schwungvoll eingerollte Volute bildet eine Konsole, auf der eine reich ornamentierte Aschenurne steht. Auf ihren Relief halten zwei Schwäne mit herunter gebeugten Hälsen eine Fruchtgirlande in ihren Schnäbeln, unter der zu beiden Seiten Vögel sitzen. Über den Schwänen bilden ägyptisierende Köpfe mit reich ondulierten Frisuren die Eckakrotere der kastenförmigen Urne. Jedes einzelne Motiv dieser kleinen Zeichnung trug zur phantastischen Formenwelt von Piranesis Erfindungen bei.

Werkdaten

Künstler

Unidentifizierter Zeichner der Piranesi-Werkstatt, Gruppe 8
Ort und Datierung

Rom, vor 1771
Abmessungen (Blatt)

368 x 204 mm
Inventarnummer

IX 5159-35-31-4

Das Werk im Detail

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Merkmale des Papiers
Wasserzeichen:
Oberer Papierteil: Wasserzeichen „Pro Patria“ oder „Maid of Dort“, Fragment, nur der Zaun ist erkennbar
Belege: William A. Churchill: Watermarks in Paper in Holland, England, France, etc., in the 17th and 18th Centuries and their Interconnections, Rijswijk 1965, XCIII–CXVIII, Nr. 127–153 (Typ).
Unterer Papierteil: Lilie im Kreisring, äußerer Kreis belegt mit Monogramm "C C", darüber offene Krone mit Reichsapfel, darunter der Buchstabe F
Belege: Edward Heawood: Watermarks Mainly of the 17th and 18th Centuries, Hilversum 1950, Taf. 222, Nr. 1640 (Variante; Rom; ohne Datum); Corpus Chartarum Italicarum: icpl.cci.XVIII.036.^[1] (Typ; ohne Datum).
Verbindungen zu weiteren Zeichnungen der Karlsruher Alben und anderen Sammlungen siehe Essay „Die Wasserzeichen der Zeichnungen“: Lilie im Kreisring.

Herstellungsmerkmale:
Zwei aneinandergesetzte Papierstücke (Detail 1):
Detail 1: Streiflicht
Unterschiede der Papierstruktur. Oben: Holländisches Papier. Unten: Italienisches Papier (Aschenurne, links der Tafel)

Obere Hälfte: leicht gebläut durch gefärbte Fasern; mittlere Stärke; typische Merkmale der als holländisch identifizierten Papiere: Metalleinschlüsse (UVF); ebenmäßige, fein strukturierte, leicht raue Oberfläche (aufstehende, kurze Fasern) mit schwach ausgeprägter Filzmarkierung und gleichmäßiger, deutlicher Siebmarkierung; matte Oberfläche.
Untere Hälfte: Papier mittlerer Stärke; hellerer Farbton; kräftige Filz- und Siebmarkierung; ausgeprägter Oberflächenglanz; verpresste Fältchen im oberen Bereich.
Weitere Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.

Maria Krämer

Einzelnachweis
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Merkmale der Zeichenmedien

Zeichnerischer Prozess
Zunächst wurden mit einer feinen schwarzen Kreide die Grundformen der Zeichnung angelegt, wobei gerade und parallel verlaufende Linien mithilfe eines Lineals gezogen wurden. Anschließend wurde die Zeichnung mit schwarzer Kreide und einem fetthaltigen schwarzen Stift nachgezeichnet. Dabei wurden Konturen mehrfach korrigiert. Genutzt wurden dabei vor allem unterschiedlich ausgerichtete Parallelschraffuren um das Monument auszuformen und Schattierungen zu setzen; dabei wurden auch Beschädigungen des Materials angedeutet.
Als Zeichnungsträger dienten zwei aneinander gesteckte Papierfragmente, die mit einer Stecknadel (Detail 5, Abschnitt Merkmale historischer Nutzung) und Klebepunkten fixiert wurden. Im Durchlicht (Durchlichtaufnahme) ist keine weitere Zeichnung, die möglicherweise zur Korrektur mit einem zweiten Papierfragment ersetzt worden wäre, erkennbar. Stattdessen sind bereits die Konstruktionslinien durchgängig auf beide Fragmente gezeichnet worden (Detail 4). Die verwendeten Papierstücke sind unterschiedlicher Herkunft: Das holländische Papier wurde mit einem italienischen Papier kombiniert – auf beiden sind die Wasserzeichen erhalten – und in entgegengesetzt verlaufender Siebstruktur miteinander kombiniert.
Detail 4: Auflicht
Über beide Papierstücke verlaufende Konstruktionslinie (Aschenurne, Deckel links)

Weitere Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.

Maria Krämer

Merkmale historischer Nutzung

Prozesse historischer Nutzung
An der oberen linken Ecke sowie im unteren Bereich des linken Rands sind Einstichlöcher für die Befestigung eines geölten Papiers mit einer Stecknadel erhalten, um die herum eine UV-induzierte gelbliche Fluoreszenz erkennbar ist: ein deutlicher Hinweis für das Kopieren der Zeichnung mithilfe eines geölten Papiers. Die Zeichnung wurde größengleich und seitenrichtig in Piranesis Vasi, candelabri abgebildet.^[1]

Montierungshistorie:
Die Klebstoffreste und anhaftenden Papierfasern im rechten oberen Blattbereich, in dem sich auch flächig Rötel abgerieben hat, könnten auf eine ehemals dicht und überlappend montierte Aufbewahrung mit weiteren, zweiseitig bezeichneten Papieren hindeuten, vielleicht in einem anderen Album. Dafür könnte auch der flächige Kontaktabrieb einer unbekannten Substanz unten links sprechen, der von einem geölten und mit Rötelpulver versehenen Papier stammen könnte. Ein weiterer Hinweis ist die Position eines früheren Klebepunktes knapp oberhalb einer waagrechten Falte im unteren Blattviertel: Hier war die Zeichnung einmal gefaltet, jedoch anders als zu erwarten nicht nach vorne, sondern nach hinten.
Weitere Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.

Maria Krämer

Einzelnachweis
1. John Wilton-Ely: Giovanni Battista Piranesi. The Complete Etchings, 2 Bde., San Francisco 1994, Nr. 983.

Schlagwörter

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