Konservierung der Klebealben

Konservierung der Klebealben

Judith Becker, Maria Krämer, Irene Brückle

Sowohl die Zeichnungen als auch die Klebealben waren zu Beginn des Projekts in einem strukturell weitgehend stabilen Zustand, der auch künftig eine Nutzung in diesem überlieferten Zusammenhang unter Beachtung konservatorischer Richtlinien zulässt. Sicherungen direkt an den Zeichnungen und Alben waren im Zuge des Forschungsprojekts nur in minimalem Umfang erforderlich. An den Einbänden der Alben wurden einige, aus ihrer ehemaligen Verklebung geringfügig gelöste Papier- und Lederteile wieder fixiert. Bei einigen, aus Forschungsgründen temporär aus den Alben gelösten Zeichnungen wurden die wenigen langen, durch frühe Hantierung entstandenen Einrisse gesichert.[1] Die anderen, ringsum durch Klebepunkte fixierten Zeichnungen erforderten keine sichernden Maßnahmen. Zu beobachten bleiben bei weiterer Nutzung insbesondere die eingefalteten Zeichnungen, deren Faltungen aber aufgrund des gut erhaltenen, stabilen Papiers zum Zeitpunkt des Projektendes 2021 keiner Sicherungsmaßnahmen bedurften. Auch die wenigen Zeichnungen in Eisengallustinte einschließlich der beiden eigenhändigen capricci von Giovanni Battista Piranesi zeigten weitgehend nur geringe Alterungserscheinungen und eine für den konservatorischen Zugang in den Alben ausreichende Stabilität.[2] Weitere Maßnahmen beschränkten sich auf die folgenden, nicht-invasiven Aspekte.

 

Zwischenlagepapiere zum Schutz der Zeichnungen

Die empfindlichen Zeichenmedien wurden zu Beginn der Forschungsarbeit durch Einlegen von archivgerechtem Pergaminpapier[3] vor künftigem Abrieb geschützt. Das glatte, aufgrund seiner Stärke gut hantierbare Papier erwies sich als ein einfaches, aber effektives Mittel zum Schutz der Zeichnungen vor künftigem Abrieb. Dabei ist anzumerken, dass die schon aufgetretenen Abriebspuren weitgehend vor der Montierung der Zeichnungen in die heutigen Alben auftraten. Die Rückseiten der Albumblätter, die in Kontakt mit den Zeichnungen gelegen waren, zeigen zwar übertragene Kreidespuren, jedoch sind diese begrenzt und am ehesten einer vormusealen Nutzung zuzuschreiben. Während der fünfjährigen Projektlaufzeit war auf den Pergaminpapieren kein weiterer Abrieb zu beobachten. Aufgrund ihrer hohen Dichte schirmen die Pergaminblätter die Zeichnungen vor direktem Kontakt mit den Rückseiten der Albumblätter ab. 

Da beide Alben jeweils nur etwa zu einem Drittel bzw. zur Hälfte mit Zeichnungen befüllt wurden und die Buchblöcke mit den eingehefteten, großzügig bemessenen Ausgleichslagen ohnehin ausreichend Platz boten, konnten die Zwischenlagepapiere ohne Beanspruchung des Einbands bei allen mit Zeichnungen belegten Albumblättern eingelegt werden. Die Pergaminpapiere werden nach Bedarf ausgetauscht. 

 

Klappkassetten für die Alben

Für die Aufbewahrung der Alben wurden zwei Klappkassetten maßgefertigt. Die doppelwandigen und dichtschließenden Klappkassetten aus stabiler Wellpappe[4] schützen die Alben vor Staub und Licht und beim Transport vor mechanischer Belastung.

 

Richtlinien für die Handhabung

Der direkte Zugang zu den Klebebänden wird durch die umfangreiche fotografische Dokumentation der einzelnen Zeichnungen vorbereitend moderiert. Die Einsichtnahme ist auf Anfrage möglich, wobei die Handhabung durch Museumsmitarbeiter betreut wird. Eine Anleitung zur Handhabung (unten zusammengefasst) liegt den Alben bei. 

Wenn die Alben aus ihren Kassetten entnommen werden, wird eine formatangepasste Pappe untergelegt, um beim Verschieben der Alben auf dem Tisch Abrieb an den Einbänden zu vermeiden. Zum Betrachten der Alben dient das Buchstützensystem nach Clarkson[5] , das aus mehreren Keilen und Platten mit einer Auflagefläche 52 x 36 cm besteht.[6] Die Schaumstoffteile sind unterschiedlich kombinierbar. Für das große Format der Klebebände ist ein Aufbau aus mehreren Teilen notwendig, damit der Buchrücken und die Gelenke des Einbands entlastet liegen (Abb. 1), wobei die Alben leicht unterschiedliche Höhen für die Buchrückenaussparung benötigen. Die Einzelteile aus Schaumstoff sind rutschhemmend, was ihre gestapelten Lagerung Stabilität verleiht. Der Winkel der Keile ist für einen Öffnungswinkel eines aufgelegten Buches von 130° eingestellt (Abb. 2). Durch die Nutzung der Buchstützen wird der Bewegungsradius der Albumblätter beim Wenden eingeschränkt, und Verschiebungen in den Positionen von Buchrücken und Deckeln minimiert. Der Aufbau der Buchstütze kann zur optimalen Unterstützung der Alben durch Anpassung der Ausrichtung und des Öffnungswinkels angepasst werden, je nachdem welche Arten der Arbeit mit den Alben vorgesehen sind (Abb. 3).[7]  

Fotografie der Präsentation des aufgeschlagenen Albums auf schwarzen Buchstützen.
Abb. 1: Album 1 in mittig geöffnetem Zustand auf der Buchstütze (Buchstützensystem nach Clarkson). 
Foto: Judith Becker
Schematische Zeichnung der Buchstützen mit Öffnungswinkel des Albums.
Abb. 2: Für die mittige Öffnung der Alben vorgesehener Aufbau der Buchstütze (Buchstützensystem nach Clarkson). 
Zeichnung: Irene Brückle
Links Fotografie des aufgeschlagenen Albums zu Forschungszwecken. Rechts schematische Darstellung des Aufbaus der Buchstütze.
Abb. 3: Für die Forschungsarbeit genutzter Aufbau der Buchstütze (Buchstützensystem nach Clarkson). Die umgewendeten Albumblätter rechts werden durch ummantelte Bleischlangen (schwarz) gesichert. 
Foto: Irene Brückle (in Gerhold/Brand, siehe Fußnote 5); Zeichnung: Irene Brückle, Maria Krämer

Für die Handhabung gelten folgende Richtlinien[8]:

  1. Jede Nutzung der Bände sollte gut vorbereitet werden, damit die Bände möglichst wenig bewegt werden müssen. Bei Bedarf kann eine zweite Person die Handhabung unterstützen.
  2. Das Album wird geschlossen auf die aufgebaute Buchstütze gelegt, deren Teile rutschfest stehen. Das geschlossene Album wird auf dem rechten Keil platziert, der Vorderdeckel auf dem linken Keil abgelegt, auf dem er flächig aufliegen sollte. Der sich beim Öffnen absenkende Buchrücken sollte mit seinen Gelenken zwischen den beiden Keilen schweben können.
  3. Wenden der Albumblätter: Das Pergaminpapier und darunterliegende Albumblatt werden zusammen bewegt. Zum ersten Anheben an einer Ecke kann ein kleiner, dünner Karton eingeschoben werden. Beim Unterfassen des obersten Albumblatts werden die mit Pergaminpapier abgedeckten Folgeblätter vor Handkontakt geschützt. Je eine Hand hält die obere und untere Ecke der Vorderkante. Das Albumblatt wird möglichst plan gehalten, um ein Biegen der Zeichnungen zu vermeiden. Die Zeichnungen sollten dabei möglichst nicht angefasst werden. Sollte die Stabilität es erfordern, kann auf den durch das Pergaminpapier bedeckten Rand der Zeichnung übergegriffen werden. Nach dem Ablegen auf das vorhergehende Albumblatt werden bei der Konfiguration in Abb. 3 Bleischlangen über die Vorderkante der gewendeten Albumseite verso aufgelegt, um sie abzusichern. Eine Nutzung von Handschuhen wird nicht empfohlen, da sie die Präzision und Sicherheit des Greifens beeinträchtigen.
  4. Nach dem Wenden der Albumblätter sollten diese rückseitig nicht durch Glattstreichen manipuliert werden.
  5. Um ein Album zu schließen, kann der Buchblock mittig mit einer flach aufliegenden Hand mit gespreizten Fingern gesichert werden und mit der anderen Hand der Buchblock am Vorderschnitt zusammen mit dem Albumdeckel tief fassend so gegriffen werden, dass das dieser ganze Teil des Albums fest zusammengehalten umgewendet werden kann ohne eine wesentliche Verschiebung der Blätter untereinander zu erzeugen. Innerhalb der Albummitte können auch mehrere Blätter gleichzeitig mit beiden Händen wie in Punkt 3 beschrieben gefasst und gewendet werden. Grundlage aller Bewegungen ist es dabei, ein Verschieben der Seiten gegeneinander zu minimieren. Die Handhabung erfordert Erfahrung und sollte daher vom Museumspersonal übernommen werden.

Einzelnachweis

1. So wurde z.B. ein langer, klaffender und teils falsch überlappender Einriss des Adlerreliefs (IX 5159-35-35-1) mit Weizenstärkekleister geschlossen und mit Japanpapier hinterlegt und die komplett durchgerissene Zeichnung der Schiffsschnäbel (IX 5159-35-32-1) mit Brücken aus Japanpapier gesichert. 

2. Bei IX 5159-36-33-4 wurde an der Oberkante ein durch die frühere Montierung fixiertes und daher erhaltenes Fragment mit kleinen Brücken zusätzlich stabilisiert. Eine mögliche konservatorische Behandlung von zwei Zeichnungen, die durch Ausbrüche stärker tintenfraßgeschädigt sind, wird in einem Folgeprojekt aufgenommen.

3. Karthäuser-Breuer, 40g/m2, holzfrei, chlor- und säurefrei.

4. Typ „KS 17 Albertina“, Klug Conservation.

5. Das Buchstützensystem nach Clarkson, In: Hanka Gerhold/Michaela Brand: Buchstützen für geöffnete Bücher in Ausstellungen. Ein Leitfaden für Restauratoren und Ausstellungsgestalter, mit Beiträgen von Irene Brückle, Katharina Mähler und Jan Matheas. Hg. Irene Brückle, Red. Mitarbeit Katharina Mähler, On Paper 1, Förderverein Papierrestaurierung Stuttgart, 2019, S. 60–63.

6. Format: Folio, GMW Gabi Kleindorfer

7. Foto aus Gerhold/Brand (siehe Fußnote 5), dort S. 137.

8. Entsprechend der Richtlinien in: Hanka Gerhold/Michaela Brand: Buchstützen für geöffnete Bücher in Ausstellungen (siehe Fußnote 5).

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