Dasselbe Motiv mit der bärtigen Maske wurde auf einem Blatt gezeichnet, das zwei Seiten vorher ins Album geklebt wurde - wie hier gemeinsam mit dem gleichen Sarkophagrelief. Die Rückseite dieser Zeichnung wurde flächig mit schwarzer Kreide bedeckt, um sie auf ein weiteres Blatt durchzupausen.
Werkdaten
Künstler
Nicolas François Daniel Lhuillier (um 1736–1793) (?), Gruppe 5
Ort und Datierung
Rom, vermutlich zwischen 1755 und 1768
Abmessungen (Blatt)
205 x 368 mm
Inventarnummer
IX 5159-35-8-2
- Zeichenmedien
Rötel über Vorzeichnung in schwarzer Kreide; weitere Informationen siehe: Merkmale der Zeichenmedien
- Beschriftungen
Keine
- Literatur
Georg Kabierske: Weinbrenner und Piranesi. Zur Neubewertung von zwei Grafikalben aus dem Besitz Friedrich Weinbrenners in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, in: Brigitte Baumstark/Joachim Kleinmanns/Ursula Merkel (Hg.): Friedrich Weinbrenner, 1766–1826: Architektur und Städtebau des Klassizismus, Ausst. Kat. Karlsruhe, Städtische Galerie und Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau, Petersberg 2015 (2. Aufl.), S. 75–87, hier S. 76f., Abb. 2.
- Hadernpapier
Vergé; vermutlich italienische Herstellung; Zeichnung vermutlich auf der Filzseite; weitere Informationen siehe: Merkmale des Papiers
- Rückseite
Im Bereich der Darstellung mit Kreide von Hand geschwärzt
Das Werk im Detail
- Merkmale des Papiers
Wasserzeichen
Herstellungsmerkmale
Ungefärbt; mittlere Stärke, kaum erkennbare Siebmarkierung; ausgeprägte Filzmarkierung; starker Oberflächenglanz (manuell geglättet); das (stark beschnittene) Sortenwasserzeichen mit Kreis weist ebenso wie die deutliche Filzmarkierung auf die italienische Herkunft hin.
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Maria Krämer
- Merkmale der Zeichenmedien
Die Rötelkreide wirkt teilweise verwischt und liegt flach auf, die schwarze Kreide erscheint in der Gesamtansicht blass (Detail 1). Mit einem spitzen Gegenstand wurden die Konturlinien des Motivs gegriffelt, was furchige Blindlinien erzeugte. Spuren eines weißen Zeichenmittels (Detail 2), das UV-Strahlung absorbiert, ist am Flügel des Adlers links erkennbar.
Detail 1a: Auflicht
Rötel über schwarzer KreideDetail 1b: Auflicht
Rötel über schwarzer Kreide; deutliche Griffelspuren erkennbarDetail 2: Auflicht
Spur eines weißen ZeichenmediumsWeitere Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.
Maria Krämer
- Zeichnerischer Prozess und historische Nutzung
Die Zeichnung wurde vollständig in schwarzer Kreide angelegt und mit einem hellroten Rötel überzeichnet. Die Zeichnung in Rötel wirkt dabei ähnlich skizzierend wie die in schwarzer Kreide, doch konkretisiert sie einige Konturen und fügt Details hinzu, etwa im Bereich des Gefieders und des Flügels des linken Adlers sowie der Schleife unter der Fruchtgirlande. Ein Teil der Girlande wurde außerhalb des Motivs unter der Einfassungslinie wiederholt. Der Rötel der Zeichnung wirkt an vielen Stellen verwischt, die Papieroberfläche aufgerieben. Dies kann damit zusammenhängen, dass das Blatt bald nach Fertigstellung der Zeichnung umgedreht wurde, um mit kräftigen Strichen die Rückseite mit schwarzer Kreide zu schwärzen (siehe Durchlichtaufnahme, zoomen Sie hier in das Blatt). Das geschah nicht mit Kreidepulver, sondern mit einem Stück Kreide, mit dem die Fläche kurzerhand kräftig ausschraffiert wurde. Auf ein leeres Stück Papier gelegt, konnte so das Motiv von der Vorderseite mit einem spitzen Gegenstand wie einem Griffel durchgedrückt werden – was mit dieser Zeichnung geschah. Deutlich sind im Streiflicht die in das Blatt gedrückten, glänzenden Blindlinien zu sehen (Detail 1). Zwar findet sich im Karlsruher Konvolut keine derartige Kopie dieses Blattes, doch zeigt eine andere Zeichnung der Alben dasselbe antike Motiv (IX 5159-35-6-1), freier gezeichnet und größer in den Maßen. Eine weitere Version des Motivs im Sir John Soane’s Museum in schwarzer Kreide (Referenznummer Adam vol.26/59) ist ebenfalls als eine eigenständige Zeichnung anzusehen.
Das Papier ist an vier Kanten beschnitten und weist Spuren einer früheren Montierung in Form von ausgerissenen Ecken und auf der Rückseite anhaftenden Papierresten auf. Recto sind Spuren von zwei unterschiedlichen Klebstoffen sichtbar sowie ein sehr weißes Papierfragment rechts unten. Senkrechte, scharfe Knickfalten haben sich in der linken Hälfte des Blattes abgezeichnet.
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Maria Krämer
- FORS Untersuchung und PCA
Die beiden Zeichnungen (IX 5159-35-6-1 und IX 5159-35-8-2) wurden mit FORS (Fiber Optics Reflectance Spectroscopy) in Kombination mit PCA (Principal Component Analysis) analysiert. Die Ergebnisse sind hier beispielhaft für die 79 analysierten Zeichnungen der Karlsruher Alben vorgestellt. Weitere Informationen (u.a. zur Methodik) siehe: Maria Krämer/Ute Henniges/Irene Brückle/Laura Lenfant/Kirsten Drüppel: Analysis of Red Chalk Drawings from the Workshop of Giovanni Battista Piranesi Using Fiber Optics Reflectance Spectroscopy, 2021. Hier gelangen Sie zur Publikation
Beide Zeichnungen zeigen dasselbe Motiv in unterschiedlichen Ausführungsstufen (Abb 2). Während eine Zeichnung flüchtig und skizzenhaft die Darstellung festhält und motivische Details separat neben der Zeichnung erforscht (IX 5159-35-8-2), ist die andere Darstellung genauer in der Ausführung und Präsentation von Körper, Licht und Schatten. Während die erste Zeichnung also ein Festhalten des Motivs darstellt, könnte die zweite Zeichnung bereits für die Präsentation oder eine weiterführende Verwendung im Druck bestimmt sein. Für beide Zeichnungen wurde eine ähnliche Kombination von Zeichenmedien in derselben Abfolge genutzt (siehe Detail 3).
Abb. 1: Inv. IX 5159-35-8-2 (oben) und IX 5159-35-6-1 (unten), zeigen dasselbe Motiv in unterschiedlichen Stufen der Ausführung. Beide Zeichnungen wurden in Rötel über einem schwarzen Zeichenstift – oben schwarze Kreide, unten Graphit – ausgeführt. Kreise markieren Messpunkte für die FORS-Untersuchung. Details 3a und b:
Aufträge der Zeichenmedien bei IX 5159-35-6-1 (links, Streiflicht) und IX 5159-35-8-2 (rechts, Auflicht) im VergleichDetails 3a und b:
Aufträge der Zeichenmedien bei IX 5159-35-6-1 (links, Streiflicht) und IX 5159-35-8-2 (rechts, Auflicht) im VergleichDie Kurven der Reflexionsspektren (Abb. 2) lassen sich deutlich voneinander unterscheiden. Die Kurve im untersuchten Bereich der ersten Ableitung (Abb. 3) zeigt Unterschiede in Peakhöhe und Position, weniger aber in Kurvenform.
Abb. 2: UV-VIS Reflexionsspektren (jew. 10 Messpunkte) von IX 5159-35-6-1 (hellgrün) und IX 5159-35-8-2 (magenta) Abb. 3: Ersten Ableitung, 500–650 nm der UV-VIS Reflexionsspektren von IX 5159-35-6-1 (hellgrün) und IX 5159-35-8-2 (magenta) Abb. 4: Scores Plot der PCA von IX 5159-35-6-1 (hellgrün) und IX 5159-35-8-2 (magenta) PCA der 1. Ableitung (500–650 nm): In der PCA wurden die beiden Rötelkreiden der Zeichnungen mit Referenz-Rötelkreiden verglichen. Um die größtmögliche Varianz in der Farbigkeit abzubilden, die innerhalb einer Rötelsorte vorkommen kann, wurden die Referenzkreiden in den Autragsarten trocken, befeuchtet, geölt und verwischt eingesetzt. Im direkten Vergleich der Rötelkreiden der Zeichnungen miteinander erklärt PC-1 95% der Varianz (Abb. 4). Beide Gruppen fallen hier ganz klar in den positiven bzw. negativen Sektor dieser Komponente und streuen entlang der Achse von PC-2 (4%). Im Vergleich mit den Messpunkten der Vergleichskreiden bilden die Messpunkte der Originale deutlich abgegrenzte Punktwolken, die sich mit einer klaren Trennung in der Mitte länglich in einer ähnlichen Ausrichtung wie die Mockups erstrecken (Abb. 5). Die Punkte von IX 5159-35-6-1 befinden sich dabei am Ende der Wolke, das den dunklen, dichten Auftrag einer Rötelkreide anzeigt, IX 5159-35-8-2 am Ende des helleren, stärker streuenden Auftrags. Im Umfang liegen beide Punktwolken innerhalb einer bei den Mockup-Rötelkreiden festgestellten Streuung durch die Auftragsart.
Abb. 5: 3D-Scores-Plot von IX 5159-35-6-1 (hellgrün) und IX 5159-35-8-2 (Magenta) im Vergleich mit drei Referenzkreiden (rot, blau und grün) in unterschiedlicher Auftragsart (unterschieden durch Symbole) auf zwei unterschiedlichen Papieren (gefüllte/ungefüllte Symbole) Es ist möglich, dass es sich hierbei um ein und dieselbe Rötelkreide handelt, die sich jedoch durch eine Befeuchtung und Glättung deutlich im Auftrag verändert. Da die Messpunkte der Zeichnungen jedoch in allen drei Achsen der PC-Scores deutlich abgegrenzt vorliegen –vor allem auch auf der Achse von PC-2, die die Varianz der Kurvenform erklärt (siehe Loadings, Abb. 6) –, könnte dies auch für die Verwendung unterschiedlicher Kreiden sprechen.
Abb. 6: Loadings-Plot für PC-1 bis PC-3 Für eine Fixierung und Verdichtung und insgesamt einen Unterschied in der Schichtdicke der Kreide auf IX 5159-35-8-2 sprechen einerseits die geringere Streuung der Messpunkte, andererseits die Betrachtung der IRR-Aufnahmen: Während die Rötelkreide deutlich an Transparenz gegenüber der VIS-Aufnahme zunimmt und die Unterzeichnung in schwarzer Kreide kräftiger zum Vorschein kommt (Abb. 7a), ist dieser Effekt bei IX 5159-35-6-1 geringer (Abb. 7b). Die schwarze Unterzeichnung ist auf der IRR-Aufnahme dadurch kaum zu unterscheiden.
Abb. 7a: Durch die Transparenzzunahme bei der Rötelzeichnung in der IRR-Aufnahme von IX 5159-35-8-2 ist die schwarze Kreide deutlicher zum Vorschein kommt. Abb. 7b: Die Linien des Rötels bleiben bei IX 5159-35-6-1 auch auf der IRR-Aufnahme noch deutlich sichtbar; eine Differenzierung der Vorzeichnung in Graphit ist nicht möglich. Weitere Informationen zu den Fachbegriffen finden Sie im Glossar.
Maria Krämer
Schlagwörter
- Nicolas François Daniel Lhuillier
- Relief
- Rötel
- Italienisches Papier
- Schwarze Kreide
- Pause
- Stilistische Gruppe 05
- Palazzo Barberini
- Maske
- IX 5159-35-8-2
- Kreis
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